Super Furry Animals – Radiator
Boogie außer Rand und Band: „Godi Show Me Magic“ hieß das erste Stück vom ersten Album der Super Furry Animals. Keine Ahnung, um was es da ging, das wußten die Musiker wahrscheinlich selbst nicht, aber das Klavier polterte monströs drauflos. Ganz klar, die jungen Männer aus Wales waren auf Krawall gebürstet, und das Cover schmückten Paßbilder des beliebten Drogen-Schmugglers Howard Marks. Das reichte, um die Super Furry Animals zu mögen, auch wenn die Rest-Songs auf „Fuizy Logic“, so der Titel ihres Debüts, ein bißchen ungelenk klangen. Der mehrstimmige Gesang blieb oft hinter den schnellen Riffs auf der Strecke, den Arrangements fehlte der lange Atem.
Jetzt sind sie wieder da, und alle Elemente befinden sich in der richtigen Balance. Speed und Glam und Harmonie sind die drei Hauptbestandteile ihres Britrock-Entwurfs, entsprechend bilden Buzzcodcs und Bowie und Beatles die wichtigsten Bezugspunkte. Das ist nicht neu, klar. Früher haben Blur eine gute Figur im magischen Dreieck der großen Bs gemacht, heute toben sich Supergrass darin erfolgreich aus. Aber mal ganz ehrlich: Die Super Furry Animals sind supergut wie Supergrass, wenn der kleine Scherz erlaubt ist.
Früher kamen sich die fünf Heißsporne schon mal selbst in die Quere, aber auf „Radiator“, dem zweiten Album, haben sie endlich ihre eigene Dynamik gefunden. Noch immer scheinen sie vor Druck zu bersten, aber die Arrangements -Mann, sind die dick! Sie wollen alles auf einmal, und es muß ihnen hoch
angerechnet werden, daß sie gelernt haben, sich diesen unbescheidenen Wunsch erfüllen zu können.
Drei Schichten Gesang, spanische Bläser; quietschende Keyboards werden von ihnen gern mal für eine Komposition ins Spiel gebracht Zum Beispiel im ausladenen „She’s Got Spies“, einer von, sagen wir mal, potentiell zwei Handvoll Single-Auskopplungen der 14 neuen Tracks. Unwiderstehlich ist auch der zähe Happy Mondays-Groove von „Play It Cool“, in dem die Fender Rhodes sanfte Kontrapunkte setzt, oder das einminütige „Chupacapbras“, das es beinahe mit Blurs Brechstange vom letzten Jahr, „Song 2“, aufnehmen kann.
Ganz zum Schluß präsentieren die Landeier mit „Mountain People“ noch ihre ganz eigene streichergeschwängerte Folk-Variante. Dazu seufzen sie Sentenzen wie: „They don’t care about you and me.“ Oder: „No fat chance for us.“ Das ist natürlich gelogen, denn zur Zeit veranstaltet auf der Insel keine zweite Band solchen gekonnten Radau wie sie.
Es raucht aber auch keine zweite Band zur Zeit so fette Joints wie die Super Furry Animals. 3,5