The Beach Boys :: Sunflower/Surf’s Up
Der gute Paul Williams dürfte seinerzeit so ziemlich der einzige namhafte Kritiker gewesen sein, der „Wild Honey“ in „Crawdaddy“ als ein großes Pop-Album und als „Triumph eines kreativen Musikers“ feierte. Für die Mehrzahl der Kollegen stand dagegen fest, dass die Beach Boys nach „Pet Sounds“ und dem Desaster von Brian Wilsons noch ehrgeizigerem „Smile“-Projekt nie wieder zu ganz großer Form fanden.
Trotzdem hätten „Sunflower“ und „Surfs Up“ auch zynischere Zeitgenossen davon überzeugen müssen, dass die Beach Boys alles andere als kreativ ausgebrannt waren. Und wenn Tom Petty in den Liner Notes zur Remaster-Ausgabe von „Carl And The Passions: So Tough/Holland“ (4,0) die Band als „perhaps a little ahead of us all“ preist, geht das im Fall der letzteren LP voll in Ordnung. Verwirrend vielseitig und unglaublich perfekt produziert, passten die Beach Boys-LPs der frühen 70er Jahre nur in so gar keine modische Schublade. Nostalgische Balladen wie „Disney Girls (1957)“ so wenig wie manche brillanten Pop-Experimente („Cool, Cool Water“, „Surf s Up“, „A Day In The Life Of A Tree“) oder die „California Saga“-Epen.
Wenn es denn noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Beach Boys das wohl beste Doo-Wop-Ensemble aller Zeiten waren, dann lieferten den die Cover-Versionen von „15 Big Ones“. Ein ziemlich verstörendes Hörerlebnis sind immer noch die jetzt auf „15 Big Ones/The Beach Boys Love You“
(4,0) gekoppelten 14 Brian-Wilson-Kompositionen. Selten hat ein Künstler seinen psychischen Zustand so offen und ungeniert in einem Songzyklus thematisiert. Es sollte das letzte große Beach Boys-Album sein. Die nächsten, jetzt ebenfalls als twofers wieder veröffentlichten vier Studio-LPs waren Bankrotterklärungen.