The Chesterfield Kings – The Mindbending Sounds Of… :: Sundazed
Es war der Anfang der Achtziger, das 2Tone-Tanzfest war beendet, das Rockabilly-Revival stand in voller Blüte und vom New-Wave-Lager wurden wöchentlich neue Frisuren ins Rennen geschickt, als in New York City eine Renegaten-Clique namens The Chesterfield Kings eine Zeitreise ins Jahr 1966 buchte, ohne Rückfahrkarten. Und fortan musikalische Grüße in Form von Garage-Punk-45s oder ganze Alben mit rüdem, rabaukigem Rhythm & Blues schickte. „These boys“, befand John Lee Hooker mit dem ihm eigenem Understatement, „sound like the Rolling Stones„.
Doch die Kings grüßten in immer längeren Intervallen aus ihrer Zeitblase, die sich auf die späten Sechziger ausdehnte. Psychedelia absorbierte und das Pop-Ende von Haight Ashbury. Und nun also, nach lohnendem Warten, ein weiteres Überlebenszeichen von den Überzeugungstätern in Sachen Sixties-R&B. Andy Babiuk ist noch dabei, ein Brian Jones in Haartracht und Saitenbehandlung, Sitar inklusive. Und Greg Prevost, der seine Mähne inzwischen toupiert, als wolle er sich als Sänger bei Poison verdingen, der seine Vocals aber noch immer so aufzäumt wie Mick und der dessen breimäulige, zerdehnte Vokale reitet wie wenige Jagger-Jünger, aggressiv und arrogant.
Stilistisch durchpflügen die „Mindbending Sounds“ bekanntes Terrain. „I Don’t Understand“ belehnt die Byrds und Jefferson Airplane, „Somewhere Nowhere“ bringt den Monkees eine etwas härtere Gangart bei. „Transparent Life“ evoziert die Yardbirds, und „Death Is The Only Real Thing“ legt den patentierten Bo-Diddley-Beat unter einen bitterbösen Text. Wobei die Kings-Lyrik über weite Strecken wie gehabt von Genre-sklavischen Trivialitäten lebt, von „Step outside your mind“ bis „disconnection’s the State I’m going through“. Nicht ohne Humor indes. So intoniert Prevost eingangs von „Flashback“ ein perfekt getimtes „One-Two“, zum Riff von „Jumpimg Jack Flash“ natürlich, und fragt selbsrironisch grinsend: „Why do the shadows follow me?“. Während, „Mystery Trip“ in „I’m Going Home“ mündet, nicht bloß nachempfindend, sondern Note für Note, Ton um Ton zitierend.
Jorma Kaukonen leiht seine Lead-Guitar, Little Steven hilft nicht nur produktionstechnisch aus. Erfrischend, mal wieder Druins zu hören, die im Mix integriert sind und weder klatschen noch bumsen. Schön auch die kaleidoskopartig kolorierenden Gitarren und die flüchtigen, fluoreszierenden Melodien. Mit Hingabe gemacht, wichtig sicher nicht.