The Heads – Hamburg, Mojo-Club

Die Würfel sind gefallen. Während David Byrne die Talking Heads endgültig der Geschichte übereignen will, reklamiert der Rest, allen voran die ehrgeizige „Punk Lolita“ Tina Weymouth, trotzig seinen Anteil daran. Doch die Idee, die den assoziativen Namensrumpf in die Gegenwart retten soll, verendet allerspätestens beim Live-Comeback der drei Übriggebliebenen in einem personellen NullsummenspieL Nicht etwa, weil der angeheuerte Byrne-Ersatz Johnette Napolitano (Concrete Blonde) per se eine mediokre Sängerin wäre. Sondern nur, weil sie auf der Bühne eben doch wieder die ganze Last der Frontmann-Nachfolge zu schultern hat, die auf „No Talking Just Head“ noch auf viele Schultern verteilt wurde. Obendrein muß sie bei der einzigen Deutschland-Show nicht nur höchst unterschiedliche Vorlagen interpretieren, was halbwegs gelingt. Nein, Weymouth, Jerry Harrison und Chris Frantz sparen keineswegs die Byrne-Klassiker aus – von „Memories Can’t Wait“ (gleich zum Auftakt) über „Burning Down The House“ bis zum unvermeidlichen „Psycho Killer“. Ein Dienst am durchweg älteren Kunden, der allerdings schon den fahlen Charme einer enthusiastischen Cover-Band auf einer tosenden New-Wave-Party verströmte.

Was (retrospektiv verwirrend) einen Schleier lüftete. Huch, waren die Talking Heads vielleicht schon immer eine ziemlich gute, aber eben auch nur ziemlich normale Tanz-Rock-Band? Daß die Heads auch ein bißchen Nostalgiespaß wollten wer wollte es ihnen verübeln? Sie bezahlten ihn nur mit der Idee, die sie vielleicht sogar über ihre Geschichte hätte siegen lassen können. Davon abgesehen ist es übrigens nach wie vor ein Genuß, Tina Weymouth Baß spielen zu sehen.

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