The Kinks :: The Village Green Preservation Society

Das damals ignorierte Konzept-Album von Ray Davies auf drei CDs

Es war eine hübsche Hommage an Blues-Veteran Howlin‘ Wolf, die sich Ray Davies erlaubte, als er dessen „Smokestack Lightning“ für ein Lied über die guten alten Tage der Dampfeisenbahn verwendete und das schön selbstreferentiell mit dem „Til The End Of The Day“-Riff beendete. Ungeniert nostalgisch war vieles an diesem work in progress, das sich über zwei Jahre hinweg ziehen sollte. Beispielsweise der Song über all die Menschen, die sich gegenseitig fotografieren, nur um sich zu vergewissern, dass sie wirklich existieren. Ein anderer über diesen phänomenalen Kater, der völlig zufrieden auf seinem Baum lebte und sich riesig freute, dass er richtig fett und weise war. Über Freund Walter, von dem er sich fragt, wo der wohl abgeblieben sein könnte, um sich am Ende mit der Erkenntnis „…but memories of people can remain“ zu trösten.

Angefangen hatte alles mit dem schon im November 1966 aufgenommenen „Village Green“, Davies‘ Ode an das beschauliche Landleben, das er so vermisse. Zwischendurch legte er das Projekt dann ad acta, und die Kinks nahmen „Something Else By The Kinks“ auf. Einige der Songs, die er anschließend für „The Village Green Preservation Society“ schrieb, schafften es nie auf die LP, auch nicht „Days“, so ziemlich das betörendste Stück Nostalgie in der gesamten Rockmusik. Schließlich hatte er so viele beisammen, dass er der Plattenfirma vorschlug, sie alle als preiswertes Doppelalbum zu veröffentlichen. Aber bei Pye Records winkte man sofort indigniert ab. Dort sah man in den Kinks immer noch eine Hit-Maschine, die die Band aber zu dem Zeitpunkt schon längst nicht mehr war.

Als die LP dann erschien, wurde sie ein katastrophaler Flop. Die wenige Wochen danach von den Beatles veröffentlichte Doppel-LP dagegen das, was man später einen Megaseller nennen sollte. Die alte Hackordnung war endgültig wiederhergestellt, als Decca im selben November 1968 „Beggars Banquet“ ebenfalls mit weißem Cover brachte und die Rolling Stones ein großes Comeback feierten.

Das mit dem „Kult-Album“ sei in diesem Fall mal dahingestellt Tatsache ist: Das einstige Billig-Label Castle und alle später über den Pye-Katalog verfügenden Plattenfirmen haben „The Village Green Preservation Society“ im Lauf der CD-Ära nun schon so oft in klanglich verhunzten Versionen wieder veröffentlicht, dass die neue Luxus-Ausgabe vergleichsweise einer Offenbarung gleichkommt. Der Stereo-Mix auf der ersten CD (wie übrigens auch „Tommy“) endlich von den Originalbändern überspielt, dazu vier erstklassige Alternativ-Mixes und Outtakes, „Days“ in glorreichem Stereo. Die Mono-Version des Albums komplett auf der zweiten CD sowie ein halbes Dutzend Bonus-Tracks, unter anderem ein nie veröffentlichter früher Mix von „Village Green“. Auf der dritten CD knapp zwei Dutzend Raritäten: Aufnahmen, die teils nur kurzfristig auf „The Great Lost Kinks Album“ aufgetaucht waren oder auf abenteuerlichen Ramsch-Kompilationen erschienen waren – bei den Kinks oft ein Jammer.

Wenn man die Andeutung, in den Liner Notes versteckt, als Versprechen betrachten kann, darf man in absehbarer Zeit auch „Arthur, Or The Dedine And Fall Of The British Empire“ in ähnlich luxuriöser Ausgabe erwarten.

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