The Smashing Pumpkins :: Zeitgeist

Billy Corgan besingt dröhnend den Untergang des US-Imperiums.

Nach der Rückkehr der Smashing Pumpkins hat man sich zwar seit Langem gesehnt. Trotzdem ist „Zeitgeist“ kein Album, auf das man sich freut. Es ist ein Album, vor dem man sich fürchtet. Schließlich deutet sich Unheil an: Erst wird bekannt, dass Bombastexperte und Vielspurfetischist Roy Thomas Baker (Queen, The Darkness) die Platte produziert, dann verunsichert einen Corgan damit, dass er sich auf der neuen Scorpions-Scheibe bei einem Duett mit Klaus Meine („The Cross“) erwischen lässt.

Und „Doomsday Clock“, mit dem das erste Smashing Pumpkins-Album seit sieben Jahren beginnt, ist nicht geeignet, diese Ängste zu zerstreuen. Dazu haut Jimmy Chamberlin etwas zu verbissen auf sein Schlagzeug ein, dazu dröhnen einem die Gitarren etwas zu wuchtig entgegen. „Is everyone afraid?“, fragt Corgan in die Lärmwand hinein, meint damit aber nicht die Alternative-Rock-Fans, sondern den Zustand der Welt im Allgemeinen und der USA im Besonderen.

Baker hat ganze Arbeit geleistet, um Corgans Untergangsszenarien ordentlich zuzudröhnen, stapelt so lange Gitarrenspuren, Effekte und Gesangslinien übereinander, bis die Songs unter dieser Last zusammenzubrechen drohen. In den ersten Stücken des Albums muss man sich so immer wieder durch zig Soundschichten hindurchwühlen. Während in Songs wie „7 Shades Of Black“ oder „That’s The Way (My Love Is)“ die Gitarren zu einer Art apokalyptischen Hintergrundrauschen verschwimmen, stampft der Heavy-Metal-Pathos der Produktion mit dem meistens zu lauten Schlagzeug die Nummer „Bleeding The Orchid“ ein. Erst im überdrehten Boogie „Tarantula“ und dem mit mehrstimmigen Gitarren vormarschierenden „Starz“ bekommt man stimmige Songarchitekturen vorgesetzt.

Herzstück des Albums ist aber das fast zehnminütige Ungetüm „United States“, in dem Corgans Untergangsfantasien in einem psychedelischen Rausch kulminieren: „Fight! I wanna fight! I wanna fight! Revolution!“, skandiert er, bevor das Stück mit einem gewaltig moshenden Riff zu Ende geht. Der Song funktioniert als die Katharsis, die das Album dringend gebraucht hat. Auf einmal hat die Musik Luft zum Atmen: „Neverlost“ entwickelt sich aus einem zarten Vibrafonmotiv. „Bring The Light“ setzt auf ein filigranes Gitarrengewebe. „(Come On) Let’s Go!“ ist ein überraschend melodiöser undunprätentiöser Rocker. Bei „For God And Country“ trifft man auf ein verhuschtes Klavier, verstörende Synthiesounds und raffinierte Bassfiguren. Und im orchestralen „Pomp And Circumstance“ singt Corgan schließlich eine wunderschöne Hymne aufs postapokalyptische Zeitalter – und verspricht, dass man jetzt keine Angst mehr haben muss.

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