Van Morrison – Veedon Fleece :: Zweite Tranche der Remaster-Editionen mit acht Alben

Die zweite Tranche von Morrison-Alben in der abenteuerlich unchronologischen Reihe. „Veedon Fleece“ ist, der Zeit gemäß (aber was bedeutet das schon!), die erste dieser Platten: 1974 — nach einer damals endlos wirkenden Pause von zwei Jahren — Vans Wiederkehr mit versponnenem, wo nicht schillernd spinnertem Folk-Soul, Erwähnungen von Geronimo, Linden Arden, Oscar Wilde und Songs wie „Who Was That Masked Man“. Keiner verstand den Plattentitel (Manfred Maurenbrecher stellte in einem Ausatz fest, es handle sich nicht einmal um Englisch), niemand wusste, was die riesigen Hunde auf dem Cover bedeuten sollen — und „Veedon Fleece“ ist eines der allergrößten Großwerke Morrisons. Zu den Wundern des Albums zählt die irr verstellte Kopfstimme des Entrückten. Jetzt ergänzt: das unheimliche „Twilight Zone“.

„CommonOne“ (1980, * * * *) ist eine Exkursion in die Einsamkeit, beschworen werden wieder die Dichter T.S. Eliot und William Blake; Pee Wee Ellis und Mark Isham spielen Saxofon und Trompete, Morrison gurrt und zetert, die Songs sind feierlich. Funktioniert wunderbar bei „Haunts Of Ancient Peace“, „Summertime In England“ und „Wild Honey“, wirkt anderweitig anstrengend. Aber viel mehr Stücke gibt es nicht auf dieser Platte. Nun allerdings Alternative Takes von „Haunts“ und „When Heart Is Open“.

„Hier sucht einer ganz allein“, hieß es über „Inarticulate Speech Of The Heart“ (1983, ), und wenn dies auch für jede Morrison-Platte gilt, so gab es doch keine schönere Beschreibung. Morrison setzte nun Synthesizer ein und erntete manchen Kitsch, aber so gewaltige Songs wie „Higher Than The World“, „River Of Time“ und „Cry For Home“, auch irische Instrumentals wie „Connswater“ und „Celtic Swing“ bestanden damals, bestehen heute. Zu schweigen vom mächtigen „Rave On, John Donne“, Vans beredtester Dichter-Lobpreisung.

Der hurtige Aufgalopp „Line At The Grand Opera Hnuse Belfast“ (1984, * * * 1/2) enthält fast nur Songs von „Common One“, „Beautiful Vision“ und „Inarticulate Speech“. Die Band eilt durch die manchmal verbundenen Stücke, der damals von Morrison geschätzte Frauenchor sülzt oft hinein. Noch immer enden Platte und Konzert mit „Cleaning Windows“ – kein noch so bescheidener Zusatz.

Auf „No Guru, No Method, No Teacher“ (1986, * * * 1/2) feiert der nun mit schütterem Haar unerschrocken dreinblickende Löwe die Idyllen der Vergangenheit, die in „In The Garden“ zusammenfließen. Auch „Got To Go Back“ und „One Irish Rover“ sind Ehrfurcht gebietende Meditationen, doch manchmal hat die solipsistische Quengelei hier etwas Hilflos-Enervierendes.

Anders „Enlightenment“ (1990, * * * * 1/2). auf der sich ein sonniger Spät-Stil entfaltet. In „So Quiet In Here“, „Youth Of 1,000 Summers“ und „The Days Before Rock’n’Roll“ träumt der Erzähler sich ohne Larmoyanz in das Paradies der Vergangenheit, von Georgie Farnes Piano- und Orgel-Spiel befeuert.

Das Live-Doppel-Album „A Night In San Francisco“ (1994, * * *) weist schon auf dem Cover „Ballads, Blues, Soul, Funkör“ Jazz“ aus, als führte Van Morrison einen Gemischtwarenladen. Der Alte gestattet sich einen lustvollen Rollgriff durch seine Lieblingslieder, die er etwas beliebig mit „Vanlose Stairway“, „Moondance“, „Gloria“ und anderen eigenen Songs verquickt. Mehrfach wird die Saxofonistin Candy Dulfer aufgerufen und gefeiert, das Unterhaltungs-Programm schnurrt ab wie eine Las-Vegas-Revue. Die neue Edition endet nun abermals mit „Cleaning Windows“, dem einzigen ergänzten Song.

Die launigen Songs auf „The Healing Game“(i997, * * * 1/2) sind von patentierter Morrisonhaftigkeit, sie wollen gar nicht mehr aufhören vor lauter Soli und Refrains und ancient highways und waiting games. Und nun gibt es noch ein hübsches Stück mehr, „At The End Of The Day“. Müsste man den zugänglichen, den populären Morrison definieren — dieses Album wäre eine probate Wahl.

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