Vinyl :: VON WOLFGANG DOEBELING

Bob Dylan – The Times They Are A-Changin‘ (COLUMBIA/SUNDAZED)

Erschienen im Februar 1964, las sich der Titel der dritten Dylan-LP zeitkritisch, hatte aber auch Geltung für Bobs eigene musikalische und vor allem lyrische Dynamik. „“Keep your eyes open, the chance won’t come again“, ermahnte er „writers and critics“ und nicht zuletzt sich selbst. Bis hierher war er als Traditionalist gekommen. Ein wissbegieriges Wiesel, das klaute, was die Altvorderen des Folk herumliegen ließen, frech und freewheelin‘. „“Times“ signalisierte den Wandel zu mehr Eigenständigkeit. Dylan offensiv, indigniert, ungeduldig, arrogant. Die Songs wurden bedrohlicher, verbreiteten Weltuntergangsstimmung nicht nur unter Folkies. Die Sundazed-Edition bedient sich der überlegenen Mono-Tapes (die primitive Stereo-Fassung hat keinen Punch) und liefert auch das Insert mit, auf dem der Meister seine „“11 Outlined Epitaphs“ vervollständigt. 4,5

International Submarine Band – Safe At Home (LH 1/SUNDAZED)

Noch ein Genie auf dem Sprung: Gram Parsons war gerade erst seiner Folk-Vergangenheit entronnen und noch dabei, der kühnen Vision einer Verschmelzung von Country und Rock Gestalt zu geben, als sich wider Erwarten die Chance bot, die noch unausgegorene Idee im Studio auf die Probe zu stellen. Kurz davor, auf ihren beiden Columbia-Singles, hatte die International Submarine Band noch psychedelisiert und deliriert („“The Russians Are Coming“!), nunmehr ließ ihr Label-Eigner Lee Hazlewood freie Hand. Ein paar Monate zu früh wohl, denn vieles geriet noch recht halbherzig. Man coverte zwar Cash und Haggard mit frischem Pop-Touch, doch sind es nur die Parsons-Originale, die Stil-Barrieren transzendieren, besonders „“Blue Eyes“ und „“Luxury Liner“. „I hear that same George Jones, Buck Owens soul“, würdigte Duane Eddy den Georgiaboy in den Linernotes. 4,0

The Standells – The Live Ones! (SUNDAZED)

Überraschend tight und tough klingen diese hier erstmals zugänglich gemachten Mitschnitte der Sixties-Punks, aufgenommen 1966 an der Michigan State University. Die Instrumente sind präsent, die Orgel jault nicht wie aus dem Keller, sondern wie aus dem Nebenzimmer, und „“Dirty Water“ kriegt einen Stich ins Brit-Bluesige. lOinch, 45 R.P.M. 3,5

James Brown – Sex Machine (POLYDOR/UNIVERSAL)

Der Godfather Of Soul am Anfang seiner Heavy-Funk-Phase, recorded live at home in Augusta, Georgia with his bad self, wie das Cover nicht lügt. Ein paar der frühen Hits wie „“Please, Please, Please“ oder „“Bewildered“ leiden unter den heftigen Rhythmus-Attacken, die seinerzeit aktuellen Nummern indes brauchen das wilde Stakkato, das Kreischen und Stöhnen, die aus der Hüfte geschossenen Knallkörper, den ganzen schweißtreibenden Irrsinn. Einige bestehen aus nichts weiter, sind nur Vehikel für Browns konvulsive Entäußerung. Doppel-LP, Spitzenpressung. 3,5

The Prime Movers – Sins Of The Fourfathers (DETOUR)

Die in Garage-Beat-Zirkeln hochgeschätzte 88er LP, deren Originalpressung längst teuer gehandelt wird und die vorübergehend nur in einer minderwertigen Version mit Orgel-Overdubs zu kriegen war. Quecksilbrig, enorm druckvoll und dabei stets songorientiert. 3,5

Chuck Prophet – Homemade Blood (COOKING VINYL/CORDUROY)

Prophets bestes Solo-Album, bisher nur digital zu haben, endlich auf Vinyl. Brillante Songs, gleißende Gitarren-Sounds und eine gärende, gefahrliche Atmosphäre weisen diese Platte als kleinen Bruder von Green On Reds „Here Come The Snakes“und blutsverwandten Nachfahren von „Exile On Main Street“ aus. Leider extrem limitiert. 4,0

Ennio Morricone – The Good, The Bad & The Ugly (DAGORED/CARGO)

Morricones berühmtester Soundtrack zum unvergesslichsten Spaghetti-Western überhaupt, courtesy of Sergio Leone. Das Theme-Tune jagt auch ohne Bilder Schauer über den Rücken, die übrigen Cuts, darunter zehn bisher unveröffentlichte, sind von ähnlicher Intensität und dräuender Dramatik. Doppel-LP in feinem Foldout-Cover, für eine Handvoll Dollars (ca. 20). 4,0

Pulp Fiction (MCA/UNIVERSAL)

Der typische Tarantino-Mix aus Gosse und Glamour, schön und verrucht und ohne Nerven: So sind die Bilder. Die Töne, vom Regisseur selbst selektiert, sorgen ebenfalls für eigentümliche Spannung, von Dick Dales Proto-Surf-Nummer „“Misirlou“ über Dusty Springfields Southern-Soul-Streich „“Son Of A Preacher Man“ bis zu Ricky Nelsons teenage angst-Hit „“Lonesome Town“. Dazwischen Dialoge und schwächere Cuts. „“Kult!“, tönt das Platten-Info. Na gut. 3,0

The Impressions – Three The Hard Way (get back)

Noch ein Soundtrack: Acht Groove-Blender zum 74er Blaxploitation-Thriller von Gordon Parks Jr. Die Impressions heftig, auf halbem Wege von Curtis Mayfield zu Isaac Hayes und entsprechend knallig produziert. 3,0

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