Willie Nelson – It Always Will Be

Dieser alte Zausel schreibt vermutlich auch Songs, während er Spiegeleier isst oder schläft. In seinem langen Leben hat er so viele Platten aufgenommen, dass sich niemand an alle erinnern kann, zumal er sich großzügig an weniger Begabte verschwendet und bei den erstaunlichsten Firmen irgend etwas veröffentlicht hat. Zuletzt spannte ihn die neue Heimstatt Lost Highway mit unmöglichen Gestalten wie Kid Rock zusammen. Man wollte Nelson einem größeren Publikum vorstellen. Ebenso gut könnte man eine dieser stoischen Indianerfiguren nehmen, die in Völkerkundemuseen zu besichtigen sind.

In dem Film „Wag The Dog“ muss der Songschreiber, stets die Gitarre zur Hand, zu wechselnden politischen Situationen eine Hymne oder einen Themensong schreiben, etwa über Albanien, wo angeblich ein Krieg tobt. Dann wird alles wieder abgesagt Willie spielt den gleichgültigen, vielleicht einfältigen Troubadour mit unbewegter Miene.

Diesmal singt Willie mit drei Frauen: Paula Nelson (laut), Luanda Williams (sehnsuchtsvoll), Norah Jones (angestrengt). Mit Lucinda schmeichelt er deren großartiges „Overtime“, für Norah gibt es Barroom-Jazz der gewöhnlichsten Sorte, und sie will seine Träume wahr machen. Aber vor allem greift Willie noch einmal tief in den Farbkasten der Country Music, malt mit kräftigen Strichen, lässt Pedal Steel, Dobro und Mundharmonika schwelgen.

Es sind die gemütlichen, schleichenden Balladen, die einen sprachlos machen. „I’m gonna love you till the wheels come off/ The sun came up and it was blue and gold/ Ever since I put your picture in a frame.“ Merle Haggard hat vor ein paar Jahren ein Album mit solcher Autorität aufgenommen. Und der späte Johnny Cash. Doch wie alt muss man werden, um „My broken heart belongs to you“ singen zu können? Oder Lucindas „sexy crooked teeth“ zu preisen?

Die anrührendste Musik der Welt.

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