Rufus Wainwright – München, Elserhalle

Nein, das ist Rufus Wainwrigt, der auf seiner ersten Deutschland-Tour die Zuhörer-Herzen einsammelte

Die schillernde Elfe, der schlaue Magier, die kindliche Diva, der weltweise Entertainer – wer oder was da zu uns gekommen war (und welches Geschlecht es hatte), läßt sich schwer sagen, aber es hat uns verzaubert, womöglich für immer. Verzeihen Sie das Pathos, doch trotz schwärmerisch schöner „Want“-Album-Duologie, trotz der aus Amerika herüberklingenden frohen Botschaft und trotz Dior-Fotostrecke hätte wohl niemand geahnt, daß Rufus Wainwright ein so Großer ist. Diese Deutschland-Tour war ein Beutezug, auf dem er die Herzen einsammelte. Vorlaut plappernd, traumverloren singend, unglaublich gutaussehend. Und, tja, bis aufs Unterhöschen ausgezogen. Am Ende.

So einfach schien das ja nicht zu sein: Die letzten zwei Platten klangen nach der Pracht von Opernhäusern, in Europa konnte Wainwright aber nur mit sechs Bandmitgliedern reisen. Popkonzerte also, mit eingeschobenen Liederabend-Stücken, bei denen er die Lichter dimmen ließ und sich an den Flügel setzte. Die Leute duldeten in einigen Städten kein Tütenrascheln und waren verdutzt, wenn der schöne Rufus nach einem ergreifenden Nacht-Lied zur gequäkten, echauffierten Stand-up-Comedy überging.

„Yesterday it was fun, tonight it’s gonna be funner“ Extrem gut zupaß kam ihm die Weltgeschichte, daß er in Hamburg noch dem kranken Papst alles Gute wünschen konnte („Sinead O’Connor ruined his career“), in Ludwigshafen die Wahl Ratzingers verkünden und zwei Wochen später dessen alte Heimat München besuchte: „You must be so excited because of the Pope!“ Danach „Gay Messiah“ von Rufus, dem Täufer der wahrscheinlich am wenigsten glaubte, daß das wirklich Zufall sein konnte.

Wainwright wirkt wie einen der ganz im Ernst den Himmel erobern will – es ist ja nicht nur Talent, es ist eine Aura, die man noch hinten an der Biertheke körperlich spüren kann und die irgendwie dafür sorgt, daß alles in seinen Konzerten richtig ist, die Coverversionen (Cohens „Hallelujah“, Lennons „Across The Universe“), das Alberne eng am Ergreifenden, die Ankündigung, daß nun sein Radio-Hit „The One You Love“ käme, der natürlich noch kein Hit ist. Zur Zugabe kam die Band in Unterwäsche, Wainwright mit Flügeln und „Miss München“-Schärpe. Ein schwuler Schmetterling, und alle verliebten sich in ihn. „Wouldn’t it be a lovely headline: ‚Ljfe is beautiful‘ on the New York Times“ – sie hatten ihm ein Fan-Transparent dazu gemalt, „Rufus is beautiful“. Was für eine Welt. Seit er da ist, wird sie nie mehr dieselbe sein.

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