Steve Wynn – Static Transmission

Seinem näheren Umleid ist es schon längst aufgefallen, ihm selbst inzwischen auch: Seit Steve Wynn Wahl-New Yorker geworden ist, schreibt er so viele Songs über Kalifornien wie nie zuvor. Dabei ist sein Blick auf die alte Heimat seiner ersten gut 30 Lebensjahre weder überspannt distanziert noch hemmungslos romantisierend. Eher angemessen zynisch („Hollywood“) oder ein bisschen belustigt. Weshalb er seinen fröhlichen Sing-along-Rocker „California Style“ live auch schon mal mit dem Hinweis auf Don Henley und Charles Manson einleitet.

Nach dem Opus Magnum „Here Come The Miracles“ hat Wynn seine Ambitionen für das wiederum in Tucson mit Craig Schumacher (Calexico, Giant Sand), seiner Band Miracle 3 und Keyboard-Gast Chris Cacavas eingespielte „Static Transmission“ etwas heruntergeschraubt. Nur was den Umfang von hier elf Songs betrifft allerdings. Wenn er sich dabei aufmunternd als „The Ambassador Of Soul“ anpreist, ist das natürlich zuvorderst im übertragenen Sinne zu verstehen. Denn die besten Arbeiten des unermüdlichen Songschreibers vereinen die musikalische Ökonomie und die emotionale Schärfe klassischer Soul-Songs, auch wenn sie ganz woanders zu Hause sind. „Amphetamine“ wütet als unverschnittenes Drei Akkorde-Aufputschmittel, auch der paranoide Protagonist in „Keep It Clean“ beschwört die Geister großer Dream Syndicate-Tage. „Charcoal Sunset“ verströmt hingegen warmen Folk-Pop-Vibe. Doch gibt es zumindest zwei Songs, die auch stilistisch Soul-Witterung aufnehmen. Der lakonischen Einsicht „What Comes After“ zum Auftakt folgt später mit der wunderbar formulierten wie realisierten (Strings!) Hänger-Hymne „Maybe Tomorrow“ ein zentrales Stück von „Static Transmission“.

Wer darob nicht gleich alles auf morgen vertagt, sondern bis nach dem „Fond Farewell“ durchhält, wird mit einem hidden track belohnt, der akustischen Fast-Novelty-Nummer „If It Was Easy, Everybody Would Do It“. Fünf Sterne im ROLLING STONE zu bekommen zum Beispiel. Dafür reicht’s nicht. Aber über die Jahre gesehen dürfte Steve Wynn inzwischen einen Schnitt in dieser Disziplin erreicht haben, der manch höher gebändeltem Kollegen eine gewisse Blässe ins Gesicht treiben sollte.

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