The Clash: Wenn ein Wutausbruch im Museum landet

Das geprügelte Instrument vom „London-Calling“-Cover in den hohen Hallen der Kultur

Ein Bass der Marke Fender Precision wandert noch in diesem Jahr dauerhaft ins Museum of London. Paul Simonon von The Clash zertrümmerte das Instrument am 20. September 1979 während einer Show der „Take the 5th“-Tour im New Yorker Palladium. Diesen ikonischen Wut-Ausbruch hielt Fotografin Pennie Smith in einem grobkörnigen Schwarz-Weiß-Foto fest. Ihre Aufnahme zierte später das Cover des dritten Clash-Albums „London Calling“, dessen Layout wiederum das erste Albums von Elvis zitiert. Viel Pop-Geschichte also, die nun endgültig museumsreif wird.

Eine Entwicklung unserer Zeit: Im neuen Humboldt-Forum wird die verrostete, tonnenschwere Stahltür des Techno-Clubs Tresor, die hier in der Berlin-Abteilung zu bestaunen ist, zur kommenden Mona Lisa erklärt. London zelebriert mit einem Bassgitarren-Wrack samt Totenkopf und „Pressure“-Aufklebern die kontroverse Punk-Ära.

Das magische Instrument hat bereits eine prä-museale Reise hinter sich. Zuerst in der 2019er-Ausstellung „The Clash: London Calling“, dann in der Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland. In einem Interview aus Jahr 2011 erklärte Paul Simonon, dass er seinen Bass aus Frustration zertrümmert habe, als die Ordner die Zuschauer nicht aufstehen ließen – das Palladium hatte feste Sitzplätze – was die ohnehin vergiftete Atmosphäre vollends kippen ließ.

Fotografin Smith fand ihre Arbeit übrigens gar nicht Cover-würdig, weil zu unscharf und pixelig. Preisgekrönt wurde sie dennoch: Das Musikmagazin „Q“ kürte das Bild in einem Voting zur „besten Rock’n’Roll-Fotografie aller Zeiten“. 2010 war das Clash-Cover auf einer Briefmarken-Serie der Royal Mail. Was einst mit „No Future“ begann, ist heute im festen Griff der Erinnerungskultur.

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