Top oder Flop? KISS uneinig über die Zukunft der Rockmusik

Während Gene Simmons zuletzt bekräftigte, dass das „Ende des Rock'n'Rolls“ vor allem von jungen (zahlungsunwilligen) Fans beschleunigt wurde, sieht Paul Stanley alles etwas optimistischer.

Rock ist tot. Und das liegt daran, dass neue Bands sich nicht die Zeit genommen haben, Glamour, Aufregung und episches Zeug zu kreieren“, sagte KISS-Bassist Gene Simmons schon vor einigen Wochen nach dem verrückten Silvester-Konzert in Dubai.

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Nun hat der 71-Jährige seine düstere Zukunftsprognose für den Rock noch einmal erweitert. In einem Interview mit „Consequence Of Sound“ untermauerte er, dass die große Zeit des Genres 1958 anbrach und spätestens 1988 in ihre Endphase eintrat. Der Erfolg jüngerer Bands sei dabei stets einer, der mit kurzer Halbwertzeit verbunden ist.

Gene Simmons: BTS? Das sind bestimmt nicht die neuen Beatles

Simmons: „Es gibt ja auch diese Boybands: NSYNC, One Direction, BTS, und (sarkastisch) XYZ, PTA – und es ist gut für sie, dass sie Erfolg haben. Aber man sollte sich da nichts vormachen. Sobald die Mädchen ein bisschen älter werden, wird all das verschwinden. Es ist wie mit Zucker: Du schmeckst ihn, er gibt dir diesen kleinen Energieschub, und dann ist er für immer weg. Man sollte sich keine falschen Vorstellungen machen, das sind nicht die neuen Beatles.“

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Kein Glamour, kein Ehrgeiz

Neben dem fehlenden Glamour und Ehrgeiz der Musiker, die Simmons bereits in früheren Interviews zu dem Thema als Grund für das Schwinden der Bedeutung von Rockmusik ausmachte, betonte der Musiker auch die unselige Präsenz von Filesharing und Streaming als Grund, warum das Ende des Rock noch beschleunigt worden sei.

„Der Grund dafür ist nicht, dass es an Talent mangelt, sondern weil junge Leute eines Tages beschlossen haben, dass sie nicht für Musik bezahlen wollen“, so Simmons. „Die wollten downloaden und Filesharing betreiben. Die Tatsache, dass die Musik umsonst verfügbar ist, erstickt die Chance im Keim für eine neue Generation großer Rockbands, sich durchzusetzen. So haben sie heutzutage keine Perspektive mehr.“

Paul Stanley 2017 beim KISS-Auftritt in München

Alles also keine Frage des Talents, sondern des sich ändernden Business-Modells. KISS-Sänger Paul Stanley malt indes nicht so schwarz wie sein langjähriger Kollege. In einem Gespräch mit dem Radiosender „Sirius XM Canada“ sagte er: „Ich denke, dass das Leben, auch nicht die Rockmusik, was auch immer das ist, nie konstant abläuft. Wenn du zum Beispiel den Puls von jemandem nimmst, und er ist schwach, bedeutet das nicht, dass er tot ist. Es bedeutet, dass der Puls schwach ist. Und es bedeutet nicht, dass er nicht wieder stärker werden kann.“

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Der Sänger weiter: „Ich glaube nicht, dass Musik jemals irgendwie tot sein kann. Ich glaube nicht, dass Bands tot sein können, dass Rock tot sein kann. Es braucht nur jemanden, der all das wieder auf das Niveau bringt, auf dem es irgendwann in der Vergangenheit einmal war.“

Ein Computer, so Stanley über einen wichtigen Kritikpunkt seines Freundes Simmons, werde niemals den Platz von Menschen aus Fleisch und Blut einnehmen. Manchmal mögen die Leute in etwas anderes verliebt sein, aber es komme eben doch meistens alles zurück – und der Kreis schließe sich. „Nichts verschwindet“, so der 69-Jährige. „Vielleicht hält Rock gerade Winterschlaf. Aber es gibt da draußen wirklich eine Menge Bands, die großartige Musik machen.“

KISS auf „End Of The Road“-Tour

KISS befinden sich seit Jahren auf ihrer großen Abschiedstournee, die sie einige der eindrucksvollsten Konzerte ihrer Karriere spielen ließen. Aber trotz des ungewöhnlichen Jahresendgigs 2020 in Dubai musste die Band wegen der Corona-Pandemie dennoch bei vielen geplanten Terminen erst einmal passen.

Kevin Mazur Getty Images
Florian Stangl
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