Wenn der Pub zu klein wird

Es wäre gut, wenn Sie die Broken Family Band nicht zu sehr ins Herz schließen würden das Quartett aus London und Cambridge käme dann womöglich noch ärger in die Bredouille, sich mehr in die Musik investieren zu müssen als gewünscht. Wenn man so will, ist die Broken Family Band nämlich die ultimative Hobbykapelle gespielt wird nur am Wochenende, und überhaupt soll nichts gemacht werden, das den Alltag zu sehr durcheinander bringt.

Gerade jetzt z.B. sitzt Sänger/Gitarrist Steven Adams im Zug von London nach Cambridge, wo die Kollegen Johnson, Roman und Williams ihn zur Feierabend Probe erwarten. „Wir wissen alle, daß wir mit unserer Musik niemals haufenweise Geld verdienen werden“, ist Adams ganz realistisch, „außerdem lieben wir unsere Jobs und unser geregeltes Leben. Eine Tour? Um Himmels Willen. Wir nehmen das Beste beider Welten und sind damit sehr glücklich.“

Die ungewöhnlich unambitionierte Attitüde hat mit dem Ursprung der BFB zu tun: Adams, Williams, Roman und Johnson spielten am Anfang aus Spaß so eine Art Country-Persiflage für den Pub an der Ecke und fanden nur zufällig zu einem eigenen Stil. „Zu unserer großen Überraschung klangen wir zusammen wie Pavement oder die Palace Brothers – eben wie so eine amerikanische Indie-Band, die Folk und Country nachmacht. Nicht bloß witzig, aber auch nicht wirklich bierernst.“

„We have indeed enjoyed the pleasures of the volume“, erklärt Adams grinsend den beizeiten krachigen, ausgefransten Grundton von „ßall.s“, dem Nachfolger des vielbeachteten „Wecome Home, Loser“ aus dem letzten Jahr. „In letzter Zeit haben wir für unsere Verhältnisse sehr viel live gespielt, und auf der Bühne fällt alles allzu Filigrane eben durch.“

Die Band fällt dagegen bei vielen Leuten gar nicht durch, sondern kommt ziemlich gut an – etwa im englischen Radio und letztes Jahr beim Festival in Glastonbuiy. Auch künstlerisch wird es wohl schwerer werden, die selbst verordnete Ambitionslosigkeit durchzuhalten. „Jaja je länger wir unsere Musik machen, desto ernster nehmen wir sie natürlich. Jedenfalls sind die Songs auf diesem Album kein Scherz; es steckt ziemlich viel Leidenschaft dann. Wir wollten eine Platte machen, die auf den Punkt kommt und schnell raushaut, was wir gut finden, und das sind nun mal ganz verschiedene Sachen. Klar ist alles immer noch dunkel und ein bißchen ironisch – aber diesmal kann man hören, daß wir ein Herz haben.“ Womöglich wird’s ja doch noch was mit der Karriere.

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