Mudhoney – The Lucky Ones :: Düstere Grunge-Hymnen der Übriggebliebenen

Daran, wie sie gelächelt und gewunken hat, als sie am Flughafen für immer durch die Sicherheitskontrolle verschwand, erinnert er sich noch gut. Doch jetzt sitzt er verlassen und nichtsnutzig zu Hause herum, verflucht Vergangenheit und Zukunft und singt eine verzweifelte Hymne aufs Hier und Jetzt: „The past makes no sense/ The future looks tense/ I’m now!“ Auch rund 20 Jahre nach dem Grunge-Hype hat Mark Arm immer noch genug Wut und Frust im Bauch, um sich ein ganzes Album lang auszukotzen. Doch zwischen dem Garagen-Rock und Grunge, dem einen die Songs auf „The Lucky Ones“um die Ohren hauen, lauert immer wieder der Blues. Etwa im nölenden „Inside Out Over You“, bei dem die Rhythmusgitarre das Gitarrensolo schluckt, im unwirschen Boogie „Next Time“ oder im Titelsong, in dem Arm überdrüssig murrt: „The lucky ones have already gone down/ The lucky ones are lucky they’re not around.“

Selbst wenn in diesen unlustigen Grunge-Hymnen der Übriggebliebenen mal nicht Steve Turners verzerrte Gitarre die Richtung vorgibt —wie in „And The Shimmering Light“, das Bassist Guy Maddison und Drummer Dan Peters mit einem monotonen Beat versorgen—, wird Helligkeit nur als unerträglich quälend empfunden. Im Dunkeln sieht man sowieso besser: „There’s so much more you can see with your eyes closed“, krakeelt Arm im Berserker „The Open Mind“, einem Song, der sich allen und allem verschließt.

Nachdem die Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs sich fast auf der kompletten Platte in nihilistischer Abscheu gesuhlt haben, überrascht es dann doch, wenn Mudhoney am Ende von „The Lucky Ones“ den Tonfall ändern, wenn in „We Are Rising“ Worte wie feel, believe und breakthrough fallen und in „New Meaning“ um Sinn gebettelt und gefleht wird. Dafür dürfte es zu spät sein.

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