The Mendoza Line – Full Of Light And Full Of Fire :: Diese Band kann fast alles: Mitreißende Songs ohne Grenzen

Diese Band kann schweben, klar und kühl, nur einen Finger breit über dem Abgrund. Wie in der Geschichte der unglücklichen Mutter, die ihren Säugling mit in selbigen reißt, weil Satan in ihrem Kopf mindestens so real ist wie in einem Song der Louvin Brothers, bis sich auch ein letztes Gefühl verflüchtigt in „Water Surrounds“.

Diese Band kann fliegen. Hoch fliegen. Geradewegs zu den Sternen, auch wenn die gerade mal wieder ein bisschen kollabiert sind. Macht nichts! „Catch A Collapsing Star“ empfehlen The Mendoza Line auf ihrem nun schon sechsten Album, und es ist schön zu hören, wie sie sich hier einfach anstecken und mitreißen lassen von der eigenen Emphase. „It’s our limitations that make us what we are“, weiß das New Yorker Septett um die beiden Vokalisten/Songschreiber Shannon McArdle und Timothy Bracy. Das kann natürlich nur von einer Band kommen, die keine Grenzen zu kennen scheint. Oder nur die, die ihnen die Lust und Gabe, einen mitreißenden Song nach dem anderen zu schreiben, halt auferlegt. Als wollten sie sich über ihre eigene Erkenntnis lustig machen, seziert Shannon McArdle sogleich mit coolem Eros den unheiligen Tanz um den „Golden Boy (Torture In The Shed)“ in einem gleißenden, tja: Glam-Rocker, muss man wohl sagen. Oh ja, sie können auch rocken. Erliegen Sie dem rauschenden Sogvon „Morbid Craving“! Oder „Rat’s Alley“, ein diabolischer Muntermacher fürs Prekariat mit so schönen Lebenshilfe wie „Give his blood, give his word or get the stupid fuck insured“. Das Riff kennen Sie von den Pretenders? So what? Replacements und Television geistern durch „Name Names“ – es geht um Denunziation. Denn ja, diese Band hat auch eine Agenda (aber lässt sich davon nicht den Spaß verderben). „Full Of Light And Full Of Fire“ sei „a self-confessed meditation on the abuse of power“ undjene, welche dabei in der Regel ziemlich zu kurz kommen. Weshalb sie nur noch in die Arme von „The Lethal Temptress“ flüchten können- vermutlich der unglaublichste Country-Song nicht nur dieses Jahres. Sogar der einzige Song, der zunächst abzufallen scheint, weil er mit seinen Stop’n’Go-Riffs nicht richtig in die Gänge kommt, funktioniert dann doch. Eben weil er nicht richtig in die Gänge kommt, nur eine Folie bleiben muss für McArdles Beschwörung der großen Konspiration des „Mysterious In Black“.

Diese Band kann auch trösten. „Our Love Is Like A Wire“ heißt der Song, dessen Text auch den Albumtitel liefert. Es ist der letzte, und es kann nur der letzte sein, wenn ein altes Paar letzte Dinge festhält. „Ou r skin is tight“, singen Shannon McArdle und Timothy Bracey zart und brüchig, „it’s like the wind and something dark is creeping in, what was electric now is gilded, what was alive is now embedded in old age.“ Schnief.

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