The Smashing Pumpkins

Oceania

Elektronik statt Einschlagskraft: Billy Corgan orientiert sich neu

„Siamese Dreams“ und „Mellon Collie And The Infinite Sadness“ strahlen als ewige Fixsterne am Firmament des Alternative-Rock. Wer sie anpeilt, gerät kaum in seichtes Wasser. Aber ausgerechnet Captain Zero selbst navigiert seit Jahren mit vernebeltem Sextanten. Die „Supergroup“ Zwan, das Soloalbum „The Future Embrace“ und auch das Pumpkins-Comeback „Zeitgeist“ (2007) sind Wegmarken an seinem Schlingerkurs, zuletzt stellte er neues Material nur noch ins Netz, ohne größere öffentliche Anteilnahme.

Mit neuer Crew und auch ohne den kongenialen On/Off-Schlagzeuger Jimmy Chamberlin schippert Billy Corgan nun mit „Oceania“ – als „Album im Album“ des noch unvollendeten 44-Song-Zyklus „Teargarden by Kaleidyscope“ beworben – wieder raus. Dass Nicole Florentino, vierte Band-Bassistin, eines der „Siamese Dreams“-Covermädchen gewesen sein will, nehmen wir mal als gutes Omen. Aber ob das siebte Pumpkins-Werk wieder unglücklich Verliebte durch die Nacht in den Morgen trägt?

Natürlich, Corgan wimmert, näselt, quengelt, wie nur er es tut. Er bleibt der Pate des epischen Pathos, wenn Radioheads Yorke nicht kann. Doch das intensive Hauchen, Fauchen und Kreischen in emotionalen Eruptionen, das hat er verloren. Auch die Songs haben weniger Einschlagskraft. Kaum wuchtige Gitarrenwände neben süßen Melodien, die Nackenhaare aufstellen. Dafür viel Elektronik. Und das breitbeinig donnernde, mit Psychedelia-DNA ausgestattete „Quasar“ oder das metallische „Panopticon“, dazu Vintage-Elektrostoff wie „One Diamond, One Heart“, ziellos Fuzzendes wie „The Chimera“ und Amorphes wie „Glissandra“ oder „Inkless“. Und der neunminütige Titelsong, der in drei kaum verbundene Teile zerfällt, kein Ende findet und den Vergleich mit z.B. „Porcelina“ nie aushält.

Auf der Plus-Seite verbuchen wir die melodische Power-Nummer „Violet Rays“, das zwischen den Sounds flippernde „Pinwheels“, das traurige, hoffnungsvolle „My Love Is Winter“ und besonders das erhaben trabende „Pale Horse“. Der Kurs stimmt wieder. Aber der Weg bleibt weit. (Martha’s Music/EMI) Rüdiger Knopf

Beste Songs: „Violet Rays“, „Pale Horse“