Track by Track durch die neue R.E.M.: Stipe und Mills über „Überlin“

Wir arbeiten uns ab sofort zum Release der neuen R.E.M. "Collapse Into Now" am 04. März vor - Track by Track, gemeinsam mit der Band.

Wir arbeiten uns ab sofort zum Release der neuen R.E.M. „Collapse Into Now“ am 04. März vor – Track by Track, gemeinsam mit der Band. Überhaupt: R.E.M. sind in den kommenden Tagen ein großes Thema für uns. Im Heft gibt’s ein umfangreiches Special, auf dieser Website diverse Verlosungen zum Release und schon kurz vor dem großen (Frei-) Tag für alle R.E.M.-Fans wird man „Collapse Into Now“ in voller Länge bei uns hören können. Aber nun geht es los mit unserem Track by Track-Interview, das Birgit Fuß mit der Band führte. Und was läge näher, als mit einem Song zu beginnen, der erstens vor unserer Haustür spielt und zweitens schon mitsamt Lyric-Video im Netz zu finden ist:

R.E.M. über „Überlin“:

Mike Mills: Wir konnten gar nicht fassen, dass dieses Wortspiel nicht häufiger verwendet wird! Der Protagonist im Song – das ist zumindest meine Deutung – hatte viel Ärger, viele Probleme und geht nach Berlin, um da rauszukommen. Ich kann mich immer noch sehr gut in Menschen hineinversetzen, die normale Jobs haben und mit dem Alltag kämpfen und auf den Abend warten. Ich habe Toiletten geputzt, Pferdeställe ausgemistet, bei McDonalds gearbeitet. I remember the daily grind, genau wie Peter und Michael. Wer das vergisst, hat ein Problem. Außerdem haben wir ja erst recht spät in den 80er-Jahren wirklich Geld mit der Musik verdient – also habe ich von 15 bis fast 30 gearbeitet, auch wenn ich schon in der Band war.

Michel Stipe: Ich wollte eine fast stumpfe Außenseiter-Perspektive darstellen – die Erfahrung eines Typen, der gerade durch eine Stadt läuft, die ganz neu ist für ihn und noch sehr fremd. Ich habe diese beiden Wörter kombiniert, um das auszudrücken. Ich gebe nicht vor, ein Deutscher zu sein oder ein Berliner. Überhaupt nicht. Ich habe nur versucht, die Psyche dieses Außenseiters zu ergründen. Die Stadt könnte auch New York sein. Man kann in jeder dieser großen, großartigen Städte völlig allein sein. Das ist der Typ bis zur letzten Strophe, wenn er jemanden findet und sagt: „Let’s try to make something happen. Tonight. Right now.“ Ich schreibe fiktionale Lebensberichte. Es geht um Gedanken und Gefühle und Ängste, die Menschen haben. Erwartungen und Optimismus und Verlangen. Das ist nicht schwer. Die Leute projizieren immer viel auf öffentliche Figuren und denken vielleicht, dass ich nur mit Eddie Vedder und Patti Smith und Gwyneth Paltrow rumhänge, aber so ist das nicht. Mein Leben ist anders. Ich kenne gar nicht viele Leute, die sich so vom sogenannten normalen Leben abheben. Und selbst diese Leute kommen aus normalen Verhältnissen und sind zufällig und glücklicherweise so berühmt geworden. Aber ich sehe mich nicht so. Ich fahre U-Bahn wie jeder andere auch.

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