TV-Fußnoten: Alphatier-Alarm – Die neue Serie „Billions“ mit Damian Lewis

"Billions" erzählt von einem Machtkampf zwischen einem Staatsanwalt und einem Börsen-Milliardär – ohne eindeutig Stellung zu beziehen.

Nennen Sie mich altmodisch, aber ich bin manchmal immer noch erstaunt, wie viel sich Fernsehserien heutzutage trauen. „Billions“ – das neue Showtime-Drama, das jetzt parallel zur US-Ausstrahlung schon auf Sky Go, Sky On Demand und Sky Online zu sehen ist – zum Beispiel beginnt so: Der Staatsanwalt Chuck Rhoades (Paul Giamatti) liegt gefesselt und geknebelt am Boden, eine Domina steht über ihm und drückt eine Zigarette auf seiner Brust aus, aber weil das ja weh tut, pinkelt sie ihn dann zur Schmerzenslinderung an.

Die Auflösung, wer diese Domina ist, überrascht später noch mehr. Bei „Billions“ geht es dauernd um falsche Fährten, Fehlinterpretationen und Betrug. Die Nemesis des ehrgeizigen Staatsanwalts ist der Hedgehond-Manager Bobby „Axe“ Axelrod (Damian Lewis), der zunächst ein recht angenehmer Milliardär zu sein scheint, dessen enormes Selbstbewusstsein von seiner Empathie im Zaum gehalten wird: Er tut viel für die Gesellschaft, er behandelt seine Leute gut, er liebt seine Ehefrau. In einer Motivationsrede vor der Belegschaft sagt er einmal: „Am I the greatest guy on earth? Hell, no!“, aber fast will man glauben, dass er es doch ist. Dann wäre die Serie allerdings langweilig, geht also nicht.

Rhoades will Axelrod wegen illegaler Geschäfte drankriegen. Beide wissen, dass sie nur verlieren können, und lassen sich dennoch auf einen Machtkampf ein, bei dem die Schlüsselfigur Rhoades‘ Frau Wendy (Maggie Siff) sein wird – sie arbeitet für Axelrod, ein Interessenskonflikt lässt sich kaum vermeiden. Auf wessen Seite der Zuschauer dabei steht? Nach zwei Folgen ist das noch schwer zu sagen, und das ist vielleicht das Beste an „Billions“. Weder der Staatsanwalt noch der Geschäftsmann sind nur gut oder böse, es geht immer um Graubereiche. Die Besetzung der Hauptrollen war dabei ein genialer Schachzug: Paul Giamatti, den man vor allem als sympathischen Loser von „Sideways“ in Erinnerung hat, spielt Rhoades wunderbar listig. Damian Lewis, der uns in „Homeland“ mit all seiner Verzweiflung dazu brachte, einen Terroristen zu mögen, spielt den raffinierten Axelrod entschlossen, aber auch mit einer gewissen Melancholie. Bei einer Konfrontation sagt der Milliardär, der in der Schule noch ein Taugenichts war, einen Satz, der zusammenfasst, warum reiche Leute eigentlich viel mutiger sein sollten: „What’s the point of having ,fuck you‘ money if you never say ,fuck you‘?“

Ab dem 25. April ist „Billions“ auch auf Deutsch bei Sky Atlantic HD zu sehen.

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