Hollywood erlebt den umsatzstärksten Sommer seiner Geschichte. Will Smith & Barry Sonnenfeld sind mit Wild Wild West dabei

Der Independence Day war mal wieder der Tag des Will Smith. Mit einem Einspielergebnis von rund 49 Millionen Dollar übernahm er in Barry Sonnenfelds „Wild Wild West“ (ab 29.7.) die Spitze der Kino-Charts. Der fünftbeste Umsatz an jenem Datum ist nach sechs Tagen dennoch nicht ganz makellos. Vor zwei Jahren scheffelte das Gespann mit „Men In Black“ in diesem Zeitraum noch fast 87 Millionen Dollar. Zudem ist da noch diese andere, ärgerliche Agenten-Komödie mit Mike Myers the groovy sequel who shagged the greedy prequel.

„Austin Powers – The Spy Who Shagged Me“ übertraf drei Wochen vorher in drei Tagen mit überraschenden 54,9 Millionen Dollar schon das Gesamtergebnis des ersten Teils um exakt eine Million. Eine tollkühne Taktik des New Line-Studios, das damit „Star Wars“ nach nur drei Wochen von der höchsten Position verdrängte. Das hatte mancher eigentlich erst Warners „Wild Wild West“ zugetraut, strategisch mit gebührendem Abstand positioniert, bis George Lucas‘ „The Phantom Menace“ gesättigt sein würde. Nun wird es sogar schwer, „Austin Powers“ den Rang ab zweiterfolgreichsten Film des Jahres abzujagen. Er steht jetzt bei 180 Millionen Dollar.

Hollywood wird womöglich das umsatzstärkste Jahr seiner Geschichte erleben. „Die Mumie“, „Matrix“ und „Notting Hill“, „Big Daddy“ Adam Sandler und Disneys Trickfilm“Tarzan“ haben jeder mehr als 100 Millionen Dollar eingenommen. Diese noch immer magische Meßlatte wird „Wild Wild West“ auch überspringen. Fox-Chef Bill Mechanic, sein „Star Wars“-Franchise im Rücken, hatte kürzlich dennoch gewarnt, es würde zur Zeit jeder Krämer mehr Rendite erwirtschaften als Hollywood. Der Markt ist eng, viele Filme sind zu teuer, zudem mit enormen Marketingkosten belastet, das Risiko entsprechend hoch. So wurde gemunkelt, Sonnenfelds Budget sei auf 180 Millionen Dollar angeschwollen, erste Testvorführungen desaströs und Nachdrehs nötig gewesen.

Im Internet verbreitet sich derweil die Ansicht, „Wild Wild West“ sei „the worst movie ever“. Diesen Titel unter ähnlichen Vorzeichen führten zuletzt Kevin Costners „Waterworld“ und Roland Emmerichs „Godzilla“, überteuerte, inhaltsschwache Vehikel, die trotz respektabler Zuschauerzahlen das Stigma eines Flops nie abstreifen konnten. Weil Costner und Emmerich zuvor als Hollywoods Darlings galten, war alles von ihnen und auf sie zugeschnitten und der Überraschungseffekt zum Erprobten und Üblichen geronnen.

Das alles trifft auch auf Smith & Sonnenfeld zu. Sechs Drehbuchautoren haben ihnen zugearbeitet Fließbandarbeiter der Traumfabrik im Brutkasten für Blockbuster. Sämtliche Western haben sie gesichtet, die Bond-Abenteuer analysiert und ihre losen, launigen Einfalle zusammengeleimt Lücken scheint Sonnenfeld schlicht mit Smith‘ knuffigem Charme gefüllt zu haben. Und um auch das buddy System zu integrieren, wurde jenem Kevin Kline zugeteilt.

Er spielt als Special Agent Artemus Gordon den Dr. Jekyl des Bond-Charakters, very British kultiviert, mit Kombinationsgabe und dem technischen Talent von Q ausgestattet Smidr Special Agent James Wild ist Mr. Hyde, ein Scharfschütze und Schürzenjäger, schlagkräftig mit Mund und Muskeln. Im Auftrag des US-Präsidenten kämpfen sie 1869 in einer mission impossible gegen den größenwahnsinnigen Rollstuhlfahrer Dr. Arliss Loveless, der Kenneth Branagh überkandidelt entgleist Nein, echte Witze über Behinderte gibt es nicht Wo Myers‘ stupend-stupider Superagent Austin Powers im Jahr 1969 jede Deformation ausweidet, mit Schlüpfrigkeiten jongliert, wirkt sogar Salma Hayek zugeknöpft, wenn sie mal nicht zugeschnürt ist Sonnenfeld ringt mit kraftstrotzender Leere aus gigantischen Jules-Verne-Maschinen, viktorianischem Zierart und Zitaten, die dreiste, selten ironische Kopien sind. Kids ohne Kinogedächtnis werden rasen wie bei den Backstreet Boys.

Am Anfang erklingt noch eine epische Western-Melodie von Eimer Bernstein, als würde John Wayne am Horizont reiten, doch dann rappt Smith das Titelstück. Myers hat Burt Bacharach und Elvis Costello, sogar den besseren Rap-Song. Den trägt er als Dr. Evil vor; eine Persiflage auf Smith‘ stubenreine Virilität – entliehen von dessen Album „Big Willie Style“.

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