Sonic Youth – Made In USA :: EastWest

„Ist das nun noch ein Ted von ‚Smoke Blisters 2‘ oder bereits der Anfang von ‚The Velvet Plug?'“ Fragen solcher Art entstehen beim Hören der neuen Platte von Sonic Ybuth andauernd. „Made In USA“ ist eine weitgehend instrumentale Platte; nur auf drei Stücken wird gesungen, und geringfügig unterschiedliche Versionen der gleichen Komposition tauchen mehrmals unter verschiedenen Titeln auf. Lyrics und die (im übrigen sehr humorvollen) Titel der Stücke helfen also bei ihrer Einordnung nicht viel weiter.

Das Versagen der Schrift-Ebene bei der Strukturierung der Geräusche hat im Falle Sonic Youth jedoch Konsequenz. Ihre Musik funktionierte nie ab festgelegte Abfolge definier- und benennbarer Einheiten, war immer mehr variabler Sound ab exakt reproduzierbarer Song. Das Ohr bleibt sich selbst überlassen, Titel sind nicht so wichtig.

Die Musik auf „Made In USA“ stammt aus dem Jahre 1988 und wurde seinerzeit als Soundtrack für ein von Freunden der Band gedrehtes gleichnamiges road movie aufgenommen. Hauptsächlich besteht die Platte aus drei Stücken respektive Motiven, die immer wieder neu bearbeitet werden: Neben „Secret Girl“ (das sich bereits auf dem Album „Evol“ von 1986 findet) sind dies ein ruhiges Instrumental, in dem Gitarren-Flageolettöne und Baß dominieren, sowie das die Platte eröffnende „Mackin‘ For Dober“ (das als „Full Secret Chrome“, „Moustache Riders“ und am Schluß ab „Bachelors In Für“ wiederkehrt). Hierbei handelt es sich um einen „richtigen“ Song, der in der Fassung mit Gesang geradezu klassische Rock-Qualitäten gewinnt – die einzige laute Ausnahme in der ansonsten verhaltenen Grundstimmung der Platte.

Insgesamt erinnert das Material durch sein mehr improvisiertes ab auskomponiertes Konzept eher an eine ruhige Version des letzten Albums „Experimental Jet Set, Trash And No Star“ ab an das zeitlich näherliegende „Goo“ (1990) und setzt gewissermaßen den Anschluß an die Prä-Geffen-Zeit fort Ob die Band sich damit endgültig zurück in Richtung „Avantgarde“ bewegt, kann jedoch nicht ab sicher gelten: Wie Thurston Moore kürzlich bemerkte, sind für Sonic Youth die Song-bewußten „Pop“-Alben die eigentlich experimentellen. Wer jahrelang Lärm als normal und harmonische Töne als Ausnahme innerhalb des Geräuschspektrums betrachtet, für den wird letzten Endes „Kommerzialität“ (Wohlklang) mit Innovation identisch.

Insofern darf man gespannt sein, wie das fürs Frühjahr 1995 geplante Studio-Album ausfallen wird. Möglich ist so ziemlich alles. Und gefallen wird es sicherlich auch -je nach Präferenz werden entweder „Daydreatn Nation“-Fans die „Rückkehr zu den Wurzeln“ begrüßen, oder die Anti-Geräusch-Fraktion freut sich über eine neue, im obigen Sinne innovative Song-Platte.

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