Russel Simins – Public Places

Solowerke! Die Unterforderung des Alltags ausgleichen! Ganz andere Dinge vertonen, möglicherweise gar verblüffen. Blur-Gitarrist Graham Coxon zum Beispiel kann bereits zwei derartige Taten sein Eigen nennen. Beide freilich verschroben wie der bebrillte Weitabgewandte selbst Was aber bringt der Alleingang von Rüssel Simins, der hauptberuflich bei Jon Spencers formidabler Blues Explosion das Schlagwerk malträtiert? Aus berufenem Mund wird zunächst einmal so kommentiert: „Public Places‘ is a great fuckin‘ record that veers all over the musical map!“ Jaja doch, lieber Steve Martin! Diese so vollmundig ausgerufene Ehrenerweisung trifft allenfalls eingeschränkt zu. Denn so viele Orte werden auf Simins Solo-Debüt nun wirklich nicht durchquert. Genauer gesagt: nur zwei. Frischwärts-Rock heißt der eine; nachzuhören bei „Fm Not A Model“ oder „No 90210“. Zwar aufgelockert durch ein paar ansprechende Samples sowie trockene Beats, doch im Ergebnis nicht wirklich mehr als die alte „We’re gonna rock, we’re gonna roll“-Mentalität. Teilweise wird sogar geschrammelt, wenn auch nicht allzu tadelnswert.

Dann folgt eine, tja, Überraschung. Wer hätte überdeutliche Anleihen bei „Whitey Ford“ alias Everlast erwartet (und gewollt)? Ein Blick in die L i nernotes gibt uns Aufschluss. Als Co-Autor fast aller Tracks zeichnet Jamey Staub verantwortlich, der dem alten House Of Pain-Lautsprecher den Blues auf den Leib schrieb. „What It’s Like“ heißt bei Simins dann unter anderem „Comfortable Place“ und ist der Gipfel der Platte. Bedrohliche Scarface-Romantik, eine elegisch anmutende Melodie – darauf trinken wir gern die blutige Marie und vergießen eine halbe Träne.

Eine Platte mit gesunder Substanz. Und einigen Hintertürchen. Funk, HipHop plus Songwritertum – alles noch im Stadium der Verbesserbarkeit. Ein bisschen stilistische Konsequenz könnte helfen.

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