Cave In – Antenna :: BMG

Dass man im Hardcore-Lager längst Lunte gerochen und zu Cave In ein ausgeprägtes Misstrauen entwickelt hat, liegt in der Natur der Sache. Die Bostoner Vier haben mit diversen Compilation-Beiträgen, Singles und EPs alle klaren Konturen verwischt, musikalisches Bäumchen-wechsel-dich gespielt und Menschen mit einem Bedürfnis nach eindeutigen Botschaften nachhaltig verwirrt.

Dabei ist die Marschrichtung ja eigentlich klar: Wie viele Kollegen im Genre, wollen Cave In sich nicht halten lassen von bloß zweidimensionalem Geknüppel, sondern streben nach größerer Vielseitigkeit und einem musikalischen Ausdruck, der genug Raum zur Entfaltung bietet Zum neuen Album ist nun die Rede vom Pop-Appeal der Beades und dem Spaß an Sound-Experimenten, und, ach, da ist’s für immer aus mit dem Hardcore.

Und auch, wenn man im Grunde den Underground-Gedanken verteidigen und den Wechsel von Cave In zu einem der Branchengroßen verteufeln müsste: Die Entscheidung ist ganz die richtige. Ähnlich wie zuletzt AFI, schafft das Ensemble um Sänger und Gitarrist Stephen Brodsky mit „Antenna“ ein Werk, das den Kunstgedanken und die innere Integrität einer eben noch auf bloß ein kleines Publikum abonnierte Band wahrt und gleichzeitig auf dem großen Parkett bestehen kann. Die gewaltigen, freilich an Nu Metal geschulten Gitarren, die pathetischen, von Prog-Rock illuminierten Weiten, schließlich die bei allem Feingefühl nie in Emo-Larmoyanz versinkenden Gesänge, all das setzt die Koordinaten eines für die moderne Rockmusik ausgesprochen erfreulichen Albums.

Songs wie das komplexe, „Joy Opposites“ oder das episch verstiegene „Seafrost“ bescheinigen Cave In einen unbedingten Willen zum kreativen Arrangement, und da ist für die Beschränktheit der Vergangenheit nun wirklich kein Platz mehr, „A vase of wilted flowers for those who’ve lost their powers/ No use in treading waters when there’s no air to breathe/ (…)/ Now who inspires you?“, beschwört Brodsky in dem zentralen „Inspire“, und die eben noch brodelnden Gitarren machen Platz für einen hymnischen Chorus. Es klingt wie ein Abschied.

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