Ben Foids – Sunny 16/Speed Graphic/Super D

Schon mehr als drei Jahre ist „Rockin‘ The Suburbs“, das letzte Studioalbum von Ben Folds und sein Solodebüt, nun alt Folds war des Business überdrüssig geworden, schrieb Songs für William Shatner und veröffentlichte statt eines Nachfolgers lieber drei EPs übers Internet, die sich die meisten Fans schon sündhaft teuer aus den Staaten kommen lassen haben dürften. Nun gibt’s „Sunny 16“, „Speed Graphic“ und „Super D“ preisgünstig auch bei uns (allerdings nur über amazon.de). Drei schöne Pappschuber, auf jeder Platte fünf Songs, macht zusammen quasi ein neues Album.

Schon auf „Rockin‘ The Suburbs“ kam Folds ohne die rumpelnden Indie-Posen und Albernheiten der geliebten Ben Folds Five aus, ließ das Piano perlen, die Melodien sich entfalten, manchmal gar die Tränen fließen. Eine nicht mehr ganz so teenage symphony to god war das, in der Folds uns vor Augen führte, dass das Leben eigentlich funktioniert wie ein guter Witz und auf seine Schlusspointe hin konstruiert ist Und gerade wenn seine Protagonisten in das schwarze Loch der Absurdität blickten, sahen sie Hoffnung und Trost So funktionieren auch die Songs auf „Sunny 16“, der besten der drei EPs und vermutlich gar der besten Ben-Folds-Platte überhaupt Wenn der Spott in „There’s Always Someone Cooler Than You“ plötzlich in Mitgefühl umschwenkt oder er in dem wundervollsten Liebeslied „Learn To Live With What You Are“ die Liebenswürdigkeit des Scheiterns besingt. Dazu das Vonneguteske „All U Can Eat“, bei dem sich (auch musikalisch) Randy Newman einschleicht, und der am Ruhm zweifelnde „Rockstar“. Auf „Sunny 16“, das mit einer feinen Version von Neil Hannons „Songs Of Love“ endet, ist Folds auf der absoluten Höhe seiner Kunst angelangt.

Mit dem Cure-Cover „In Betweens Days“ beginnt „Speed Graphic“ (4), ein Konzeptwerk über Entfremdung und (innere) Distanz. Die ersten Songs, die Folds nach seinem Bruch mit der Plattenindustrie schrieb und die am ehesten an die alten Ben Folds Five-Songs erinnern. Ausnahme: das todtraurige, ein bisschen an Carole Kings „So Far Away“ erinnernde „Wandering“ „She’s a million miles away from me/ Seperated by a hollow wooden door.“

Den abwegigen Klamauk, der immer auch ein Part von Ben Folds Five war und sich auf einem heute abwegigen EP-Format ganz gut macht, hat Folds sich für das etwas unausgegorene „Super D“ (3,5) aufbewahrt: das The Darkness-Cover „Get Your Hands Off My Woman“, Art-Rock auf „Adelaide“, Elektronik-Spielereien und Bläser auf „Rent A Cop“ und eine unvollständige Live-Version von Ray Charles‘ „Them That Got“.

Besser als auf diesen drei EPs hat Folds seine Talente und Idiosynkrasien bisher noch nicht ausgestellt. Whatever and ever amen.

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