Alasdair Roberts – The Amber Gatherers

„No Earthly Man“, das letzte Album des Schotten Alasdair Roberts, wurde produziert von Will Oldham. Auch die Songs von „The Amber Gatherers“ durchströmt eine Seelenverwandtschaft mit dem bärtigen Amerikaner. Nicht nur die relativ hohen Kopf-Stimmen ähneln sich, die meist rätselhatte Stimmung der Lieder ist ebenfalls verwandt.

Während sich Roberts letztes Album ausschließlich mit jenseitigen Themen beschäftigte, mit tragischen Balladen über den Tod, bleibt einem diesmal das Pint nicht ganz so schnell im Halse stecken. Trotzdem scheint auch die Welt der „Bernstein-Sammler“ nicht gerade das, was das Presse-Info behauptet: „pure pop“. Popsongs tragen keine Titel wie „Let Me Lie And Bleed Awhile“. Dafür ist der Song ein zartes, sehr britisch und sehr mittelalterlich klingendes Folk-Kleinod, das sich damit auseinandersetzt, dass alle Lebewesen einzigartig sind, selbst im Sterben.

„Firewater“ ist dagegen eher ein Trinklied, doch ein verzweifeltes, weil es im Leben und der Liebe keine endgültige Sicherheit gibt: „How can I know you full grown until I’ve known you as a child/ How can I ever tame you until I know what makes you wild?“ Die Musik dazu – mit einem raffiniert geklatschten Gegenrhythmus-klingt einerseits fast ausgelassen, besitzt aber andererseits diese feine Zurückhaltung, die das gesamte Album auszeichnet. Ein großartiges Stilgefühl, das auf wunderbare Weise an Pentangle oder Bert Jansch erinnert. „The Cruel War“, einer der absoluten Höhepunkte des Albums, erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Frau im Lauf eines Kriegs vergewaltigt wurde: „I know by his cradle cry, I know by his whine/ I know by the black of his eye he’s no son of mine.“ Und aus dem einst stolzen Krieger wird ein impotenter Jammerlappen: „But how can I fell my foe with only an unstrung bow?/ How will the war be won as long as my blade’s unswung?“ So viel darf man verraten: Auch diese Ballade, die trotz Schlagzeug sehr altertümlich klingt, hat nicht wirklich ein Happy End.

Unter den Begleitmusikern von Alasdair Roberts ist der Teenage Fanclub-Bassist Gerard Love vermutlich der bekannteste. Einflüsse seiner Band hat er nicht mitgebracht. „The Amber Gatherers‘ ist mehr Folk als Rock. Ein unwirkliches, manchmal fast surreales Schottland ist hier zu hören, durch das sich Roberts‘ Gitarrenläufe winden und schlängeln, wie ein verwunschener Bach. Ein Album, das so schön ist, dass man darin ersaufen möchte.

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