Another Music In A Different Kitchen :: Die drei frühen Alben in neuen, erweiterten Editionen

Die Buzzcocks haben ein paar der besten Singles der Spätsiebziger aufgenommen. Angefangen bei der rauen, hochgepitchten Teenage-Hymne „Boredom“, ausgespien zur Jahreswende 1976/77, die das Angepisstsein 17-jähriger nordenglischer Lümmel so wunderbar spürbar macht wie zur gleichen Zeit in New York Richard Hell das seiner „Blank Generation“. Es folgte das nicht minder gehetzte, grandiose „Orgasm Addict“, danach wurde die Band aus Manchester gefälliger, ihr enormes Talent für straighte Popsongs schlug sich Bahn, „What Do I Get“, „Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn’t’ve?)“ und „Harmony In My Head“ zeugen davon.

Auf Albumlänge ging der Band um Pete Shelley (Howard Devoto war nach der Debüt-EP „Spiral Scratch“ ausgestiegen, um die Proto-Goth-Gruppe Magazine zu gründen) meist etwas die Luft aus. „Another Music In A Different Kitchen“ ist natürlich noch stringenter im Punkrock verortet als die beiden folgenden Alben, obwohl – muss man sich mal vorstellen -alle drei innerhalb von nur anderthalb Jahren veröffentlicht wurden. Vom fulminanten Debüt zu „Love Bites“ (****) und dem meist unterschätzten „A Different Kind Of Tension“ (***1/2) eilte die Band also in Riesenschritten und warf dabei ein paar Blaupausen ab, die -wie die Marching Drums und Stakkato-Gitarren in „Moving Away From The Pulsebeat“ – stilbildend für Heerscharen von Punkbands wurden, die danach kamen und um einiges stumpfer waren. Das zweite, von Martin Rushent sorgfältiger produzierte Album zeigt gleich im Eröffnungsstück „Real World“, dass Pete Shelley das melodiöse Spektrum erheblich auszuweiten gedachte. Und in dem fast schon balladesken „Love Is Lies“ griff Steve Diggle sogar zur seinerzeit schwer verpönten Akustikgitarre. Auch das dritte Album birgt Überraschungen wie den nasalen Stop-and-Go-Tornado „Sitting Round At Home“, der die Pixies vorempfindet, oder den herrlich warmen Basslauf in „Mad Mad Judy“.

Die drei CD-Wiederveröffentlichungen lohnen auch wegen des Zusatzmaterials: Alle Non-Album-Singles sind inklusive B-Seiten enthalten, außerdem Peel-Sessions, Live-Konzerte, Demos und ausführliche Liner Notes von Jon Savage. Da gibt’s was fürs Geld.(EMI) SEBASTIAN ZABEL

Gene Clark

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