Björk – Hmaburg, Grünspan

Viele hatten große Opfer gebracht, Björk sang 20 Minuten

In der Stadt, die Björk Anfang März zur Aufzeichnung eines Arte-Fernsehspecials besuchte, hatte kurz vorher ein privater Radiosender ein Gewinnspiel gestartet. Unter dem Titel „Was machst du für 10 000 Euro?“ geht es darum, sich die schlimmste öffentliche Selbstdemütigung auszudenken ein heißer Kandidat hatte beispielsweise angeboten, er würde sich an einem gut einsehbaren Ort einen Knopf an die Stirn nähen lassen.

Aber was machst du für einen intimen Abend mit Björk? Vor allem, wenn keine Karten in den Handel kommen, wenn es nur über die Gästeliste geht? Weit gereist waren viele, hatten sämtliche Kontakte virtuos spielen lassen. Und die Dame Gudmundsdottir sollte ihnen am Ende des Abends wirklich das Gefühl geben, Frondiener zu sein, die sich im Zweifelsfall auch einen Knopf annähen lassen würden für sie.

Es war ja schon schwierig genug, den Grünspan-Club überhaupt zu betreten, weil noch eine Viertelstunde vor Beginn die Straße vor dem Einlass mit drängelnden Menschen voll war. Zum Glück brauchen TV-Aufzeichnungen aber die richtige Menge an Applaus, deshalb warteten die Ansager drinnen mit der Verkündung der Verhaltensmaßregeln, bis alle reingetropft waren.

Björk trug nicht etwa den Schwan, sondern ein schwarzes Kleid mit Rüschenpuscheln auf den Schultern. Eher eine bodenständige Salon-Diva, die ihre Leibwächter mit auf die Bühne bringt und sie zur Tarnung an Instrumente setzt, die nicht angeschlossen sind. Was die zwei von Matmos an ihren Laptops genau machen, konnte man auch im Konzert nicht sehen. Bei einem Lied kraulte der eine dem anderen den Rücken, vier Minuten lang. Kein Soundeffekt, aber amüsant.

Natürlich sang Björk toll. „Unravel“ und „All Is Full Of Love“ vom Album „Homogenic“, „Pagan Poetry“ und „Cocoon“ von „Vespertime“. Vier Lieder, Abgang. Es war schon gewarnt worden, dass das Konzert nur eine halbe Stunde lang sei, aber das waren 20 Minuten. „In London hätte es jetzt Ausschreitungen gegeben“, lobte Moderator Ray Cokes. Niemand reagierte sich ab, es blieb nur der angebrochene Abend, die Unzufriedenheit, der Heimweg. Draußen regnete es. Dieser fiese, demütigende Sprühregen.

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