Black Crowes – Hamburg, Sporthalle

Die Black Crowes gehören neben Lenny Kravitz zu den wenigen Groß-Künstlern, in deren Musik nichts auf die Gegenwart verweist In der allgemeinen Rückbesinnung auf die Arrangements und Attitüden der 60er und 70er Jahre formierten sich zahlreiche Bands, die meist zu Recht als Retro-Rocker verspottet werden; aber selbst in diesem Trend ist die Glaubwürdigkeit der Black Crowes nicht zu erschüttern. Als sie mit ihrem Debüt „Shake Your Money Maker“ Free und den Faces huldigten, waren diese Einflüsse noch nicht wieder hip. Alt-Hippies raunten unbedarften Gymnasiastinnen zu: It’s allright now, baby.

Längst sind die Black Crowes so bekannt wie ihre Vorbilder, und wegen des starken Andrangs wurde der Hamburger Auftritt kurzfristig vom Kiez-Konzert-Club Docks in die Sporthalle verlegt Der Band, die gegen Tour-Sponsoren agitiert hat und für niedrigere Eintrittspreise gar mal in einem Zelt spielen wollte, tat diese Entscheidung nicht gut. Die Ränge blieben schwach besetzt, auch die berüchtigte Sound-Schwäche des Betonbaus befiel den Rhythm’n’Rock des Quartetts. Wer wie die Black Crowes jedoch keine Zugeständnisse ans Moderne macht, beeindrucken derartige Widrigkeiten nicht In Woodstock hatten es die Musiker auch nicht leicht.

Ohne viele Worte beginnen sie ihre Kiffer-Musik. Versunken spielen sie epische Riffs und Melodien aus Southern-Rock, Blues und Gospel. Immer mehr Schnörkel bietet Gitarrist Rieh Robinson auf, in denen sein Bruder und Sänger Chris Robinson taumelt und tänzelt wie die symbolträchtigen Gänseblümchen, die ein Projektor an eine Leinwand wirft. Das Publikum schwingt mit in dieser schönen Schlichtheit, die natürlich nichts Überraschendes enthält Das Homogene, die southern harmony der Black Crowes neigt zur Trägheit. Die Songs von „Amorica“, einem Traumland der Fruchtbarkeit und ewiger Liebe, verführen zum großen Schlaf. Die Black Crowes sind keine Genies, sondern nette Geister einer einstigen Gegenkultur.

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