Chaim Topol: Der „Fiddler on the Roof“ und Bond-Gehilfe ist verstummt

Der berühmteste Bühnen-Milchmann der Welt verstirbt mit 87. Auch bei James Bond und in der Comic-Verfilmung „Flash Gordon“ spielte der Charakterkopf mit

In seiner großen Zeit nannte man ihn meist nur „Topol“. Mit seiner Hauptrolle des Tewje im Musical „Fiddler on the Roof“ wurde er ab 1967 (welt)bekannt. Das Stück brachte es allein in London auf langlebige 2.030 Vorstellungen.Hierzulande kennt man den Stoff als „Anatevka“, basierend auf dem Roman „Tewje, der Milchmann“ von Scholem Alejchem. Der singende Milchmann („arm an Geld, aber reich an Kindern“) ist die berühmteste Figur des großen jiddischen Poeten.

Die Uraufführung fand bereits am 22. September 1964 im Imperial Theatre am New Yorker Broadway statt, die erste deutschsprachige Aufführung fand Anfang Februar 1968 im Operettenhaus in Hamburg.

Israels Staatspräsident Isaac Herzog bestätigte höchstpersönlich den Tod des Charakterdarstellers. Er bezeichnete ihn als „begnadeten Schauspieler, der viele Bühnen in Israel und im Ausland eroberte, die Kinoleinwände mit seiner Anwesenheit füllte und sich vor allem tief in unsere Herzen einschrieb“.

Topol in „In tödlicher Mission“:

Das amerikanische Publikum wurde erstmals 1964 durch den Film „Sallah“ auf Topol aufmerksam. Kein Geringer als der Schriftsteller Ephraim Kishon führte damals die Regie. In den USA erschien die Komödie auf Hebräisch mit englischen Untertiteln. Die „New York Times“ bewertete den Film sehr positiv: „Als Komödie ist ‚Sallah‘ eine Rarität in den Annalen der winzigen israelischen Filmszene. Doch diese Saga über den erfolgreichen Feldzug eines ungebildeten orientalischen Juden gegen die eingefahrene Bürokratie und die herrschenden Verhältnisse ist ungemein einfühlsam. Ein ungewöhnlicher, liebenswerter, oft farbenfroher Haufen, mit einem ureigenen Humor.“

Die Milchmann-Rolle, die hierzulande der West-Berliner Fantasy-Russe Ivan Rebroff („Wenn ich einmal reich wär …“) für sich belegte, sollte Topol durch die Jahrzehnte verfolgen. So spielte er auch die Hauptrolle in Norman Jewisons 1971er-Verfilmung, die mit einem moderaten Budget von neun Millionen Dollar ein beachtliches Einspiel-Ergebnis von 80 Millionen Dollar erzielen konnte. Der Film wurde für acht Oscars nominiert, darunter für den „Besten Film“ und den „Besten Schauspieler“ für Topol. Letztlich gab es Trophäen für Kameraführung, Ton und Musik – der erste von fünf Oscars, die Komponist John Williams einheimsen konnte.

Eine Broadway Neuinszenierung von „Fiddler on the Roof“ aus den Jahren 1990/91 gewann den „Tony Award“ für die beste Neuinszenierung eines Musicals. Topol war wiederum als bester Musical-Darsteller nominiert. Bereits zuvor hatte er diese Rolle 1983 in einer Londoner „Fiddler“-Wiederaufnahme erneut gespielt. Ende der 1980er-Jahre ging er in dieser Rolle auf US-Tournee.

Topol in „Flash Gordon“:

Doch irgendwann reichte es dem charismatischen Vielkönner, der ewige Milchmann zu sein. 1980 gab er den Dr. Hans Zarkov in der Comic-Verfilmung „Flash Gordon“, dessen „Theme“-Song und Soundtrack bekanntlich von Queen übernommen wurde. Ein Jahr später spielte Topol den griechischen Schmuggel-Filou Columbo im Roger-Moore-007 „For Your Eyes Only“. Die 1980er Jahre liefen für Topol international erfolgreich. In den USA glänzte er den großen ABC-Serienproduktionen „The Winds of War“ (1983) oder „War and Remembrance“ (1988-89). Auch in seinem Heimatland Israel stand er vor der Kamera.

Ende der Neunziger spielte Topol seinen letzten Spielfilm unter Regisseur und Co-Schauspieler Jeroen Krabbé, „Left Luggage“ (1998). Danach trat er von der großen Bühne ab. Nun unterlag er dem Kampf gegen seine langjährige Alzheimer-Erkrankung.

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