David Byrne

Sieben Jahre mindestens waren die Talking Heads die coolste Band unseres Planeten (zum Vergleich: Oasis: ein Jahr; The RoUing Stones: hundert Jahre). Die neue Tälking Heads war ein Ereignis noch bis zum letzten Album. Nach seinem Film „True Stories“ wäre David Byrne 1986 beinahe zum wichtigsten aller Gesamtkünstler geworden. Doch es kam nur das Gilgamesch-Epos, dann die Ethno-Begeisterung, dann die Leere. Er hatte uns allein gelassen.

Nach dem bange erwarteten ersten Song, bei dem Byrne in seinem Flausch-Anzug zu dünnen Rhythmen herumhampelt, nimmt er dann die große Kurve zurück in die glorreichen Zeiten. Es ist „Once In A Lifetime“, das vom noch unbeholfenen Trio samt Sangestänzerin inszeniert wird. Wir schlucken vor lauter Dankbarkeit. Dann „Making Flippy-Floppy“ – kein Irrtum. Das gespenstische , Jjstening Wind“ – kein Witz. „Slippery People“! Und „This Must Be The Place“ – man glaubt es kaum. Früher freute man sich darüber, daß Byrne bewies: Auch Intellektuelle können tanzen. Heute erkennt man die Wahrheit: David Byrne ist ein Bewegungswunder, das Konzert eine Fitneß-Demonstration. Byrne transpiriert. Er spielt Gitarre. Und noch immer ist es kein bißchen Rock’n’Roll. Vom Strampelanzug wechselt Byrne in den Schottenrock, und jetzt gibt es kein Halten mehr. Die unwiderstehlichen Grooves, der Gesang, die Disziplin der Musiker: alles wie früher. Bei „Road To Nowhere“ (auch das!) läuft Byrne, mit den Armen rudernd, auf der Stelle und singt. Den ganzen Song lang. Dem Publikum, kaum jemand unter 30, fallt es schwer, so lange nur zu stehen.

Als Zugabe „Psycho Killer“ in einer industrialisierten, wahrhaft mörderischen Fassung, Byrne in einem Ganzkörper-Saitling mit Muskel- und Skelett-Aufdruck. Jetzt „Burning Down The House“ die Bude würde lichterloh brennen.

„David, we love you!“ singt ein zotteliger Mann im Parka. Yes, we do.

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