Wir bekommen die letzten Ideen von David Lynch geschenkt!
David Lynch arbeitete an einem Netflix-Projekt mit dem Titel „Unrecorded Night“. Nach dem Tod des Regisseurs wird es als Script erscheinen.

Bekanntlich arbeitete David Lynch vor seinem Tod noch an einer Art Serie für Netflix mit dem Arbeitstitel „Unrecorded Night“. Ein neues „Twin Peaks“? Ein radikales oder versöhnliches Alterswerk? Nur wenige wissen, was sich der Regisseur darunter vorstellte, aber bald wird das Projekt doch noch lebendig werden.
Wie seine Tochter Jennifer Lynch „The Times“ bestätigte, plant die Familie eine Veröffentlichung des Drehbuchs und damit der letzten Ideen des Universalkünstlers.
„Keiner von uns ist jemals auch nur auf die Idee gekommen, dass seine Serie von anderen realisiert werden könnte“, so Lynch, die selbst Regisseurin („Boxing Helena“) ist. „Wir erwägen aber, sie in anderer, veröffentlichter Form anzubieten, damit die Menschen sich mit seinen Ideen auseinandersetzen können. Es wäre sehr traurig, wenn die Menschen sie nicht zu sehen bekämen.“
David Lynch hatte schon grünes Licht von Netflix
Lange Zeit herrschte Unklarheit über den Deal zwischen David Lynch und Netflix. Nachdem der „Mulholland Drive“-Regisseur im Januar aufgrund eines Herzstillstands in Folge seiner schweren Lungenkrankheit verstorben war, sprach Netflix-Co-CEO Ted Sarandos aber Klartext.
Demnach hatte Lynch eine Mini-Serie gepitcht, die von dem Streamer auch angenommen worden sei. „Wir werden immer davon träumen, was möglich gewesen wäre“, schloss Sarandos seine Gedanken. „Es war als eine David-Lynch-Produktion geplant, also voller Geheimnisse und Risiken, aber wir wollten diese kreative Reise mit diesem Genie gehen.“
Die Corona-Pandemie sowie Lynchs sich verschlechternder Gesundheitszustand (den er erst im vergangenen Jahr öffentlich machte) führten dazu, dass „Unrecorded Night“ auch unverfilmt blieb.
In seinem letzten großen Interview bestätigte der Regisseur aber, dass er nach allen Mittel und Wegen gesucht hätte, um von zuhause aus irgendwie daran arbeiten zu können. Erste Dreharbeiten fanden indes nicht mehr statt. Sarandos: „Aber wir hatten (David Lynch) klar gemacht, dass wir alle dabei sind, sobald er dazu in der Lage wäre.“
Es gab schon Gespräche mit Kyle, Laura und Naomi
Obwohl ein Casting noch in weiter Ferne war, glaubt Jennifer Lynch, dass ihr Vater erneut auf bekannte Namen gesetzt hätte: „Ich bin mir sicher, dass Kyle [MacLachlan] dabei gewesen wäre. Und Laura [Dern] und Naomi [Watts].“ Lynch weiter: „Er liebte es, mit seinen Freunden zu arbeiten.“
Ende November hatte Naomi Watts laut „Deadline“ in einem Gespräch von einem Mittagessen mit Lynch und Dern in dessen Anwesen gesprochen. Der Regisseur sei zwar schon sehr angeschlagen gewesen, aber bester Stimmung. Und er hätte ihr versichert, weiter drehen zu wollen. „Laura und ich sagten: ‚Du schaffst das! Du kannst vom Wohnwagen aus arbeiten.‘ Er war noch lange nicht am Ende. Ich konnte sehen, dass der kreative Geist in ihm noch lebte.“
Während Mark Frost, Co-Schöpfer von „Twin Peaks“, unlängst deutlich machte, dass er mit Lynch auch über eine vierte Staffel der Kultserie diskutiert hatte, verdeutlichte seine Tochter auch, dass ihr Vater trotz großer Probleme mit dem Atmen bis zu seinem letzten Lebenstag an seinen Archiven arbeitete.
Mit anderen Worten: Neben der Veröffentlichung des „Unrecorded Night“-Drehbuchs könnten noch weitere bislang unbekannte Werke aus dem Fundus des Künstlers das Licht der Welt erblicken.