Der skurrile HAWKSLEY WORKMAN will endlich zum Mainstream gehören

Hawksley Workman, das finden Medienvertreter auf beiden Seiten des Atlantik, ist ein rätselhafter Mann. Irgendwo zwischen Rock’n’Roll-Star, Spoken-Word-Performer und Vaudeville-Kunstfigur stiftet der Kanadier viel Verwirrung, zelebriert mal die große Rock-Geste, mal Kleinkunst – und hat es dank vieler umjubelter Konzerte daheim und anderswo zu einigem Ruhm gebracht.

Eine neue Platte soll nun Schluss machen mit dem Durcheinander. „Lover/Fighter“ überrascht mit klar konturiertem Gitarren-Pop, und da hört man aus allen Redaktionen gleich erleichtertes Stöhnen: U2! Sting! Überführt! Doch bei näherem Hinsehen legt V&forkman dem Popbetrieb ein Kuckucksei ins Nest, indem er seine mehrheitsfähigen Songs zur Kulisse einer Rock’n‘ Roll-Theaterbühne macht, auf der das Leben und seine Dramen spielen.

„Ich habe meine Alben immer für Hitplatten gehalten“, sagt Workman etwas irritiert, „aber in mir sehen alle nur den skurrilen Kanadier, der clevere bedroom masterpieces zustande bringt Dabei will ich gern meinen Beitrag zum Mainstream leisten, nur eben zu meinen Bedingungen.“ Was das für Bedingungen sind, hatte Workman am Abend zuvor bei einem Konzert im kleinen Berliner „Silver Wing“ gezeigt Obschon arg von Tourneemüdigkeit gezeichnet, kämpfte er sich samt seiner Band durch ein gutes Set aus klassischen Rock’n’Roll-Tugenden (Euphorie, Hingabe, nackte Oberkörper) und ebensolchen Songs, die allesamt von der außergewöhnlichen Persönlichkeit ihres Erfinders illuminiert sind.

Workmans Schlagzeugsolo am Ende des Konzertes verweist auf seine musikalische Sozialisation: Bereits mit 16 galt er als Wunderkind unter Kanadas Trommlern, spielte Tourneen und Studiojobs und hatte vor der Volljährigkeit das Karriereziel erreicht. Für einen wie Workman war das aber eine Bedrohung. „Ich hörte mit 20 mit der Musik auf, weil ich Angst hatte, für immer ein Mietmusiker zu sein.“ Zwei Jahre später nahm er mit billigem Equipment in einer Kellerwohnung in der Nähe von Toronto sein erstes Album auf. Ich wusste, was ich wollte. Ich lebte allein, habe nicht masturbiert und kein Fleisch gegessen. Iwas a very committedsouL“ Ob die Kreation von „Lover/Fighter“ ähnlicher Selbstbegrenzung bedurfte, ist nicht kolportiert.

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