„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“: Milan Kundera ist tot

Er war einer der bekanntesten Schriftsteller Tschechiens, nun ist Milan Kundera im Alter von 94 Jahren einer langen Krankheit erlegen.

Der tschechisch-französische Schriftsteller Milan Kundera ist im Alter von 94 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Das teilte am Mittwoch (12. Juli) Anna Mrazova, die Sprecherin der Milan-Kundera-Bibliothek, mit.

Der scheue Autor Kundera wurden mit seinem Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ 1984 zu einem Star der Literaturszene. Der Bestseller, dessen Titel zum geflügelten Wort avancierte, wurde auch von Philip Kaufman mit großer Besetzung verfilmt. Kundera hatte sich Anfang der 90er Jahre in Frankreich zurückgezogen, schrieb seitdem in französischer Sprache.

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Kundera wurde am 1. April 1929 im tschechischen Brünn geboren. Sein Vater war Pianist und Rektor der Musikhochschule Brünn, weswegen für den späteren Autor eine Karriere in der Musikwelt vorgesehen war. Doch Kundera zeigte Talent beim Schreiben von Poesie und Prosa und arbeitete früh als Übersetzer. Nach einem Studium der Musikliteratur wechselte er zunächst ins Filmfach und studierte zusätzlich noch Drehbuch und Regie.

An der Prager Filmfakultät wurde er bald Professor, allerdings für Weltliteratur. Hier prägte er eine ganze Genration Filmemacher, die schließlich mit der so genannten Tschechoslowakischen Neuen Welle Filmgeschichte schrieben. In Literaturzeitschriften wurde Kundera mit ausdrucksstarken und tiefgründigen Essays bekannt. Neben Lyrik und Prosa veröffentlichte er auch Theaterstücke. Kunderas Werke setzten sich von Anfang an kritisch mit dem Sozialistischen Realismus auseinander. Wie in „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, das erst 2006 offiziell in Tschechien erschien, nachdem es in tschechischer Sprache zunächst 1985 in Kanada verlegt worden war, gilt die Liebe in seinen Schriften als die große Herausforderin jeglicher Form politischer und gesellschaftlicher Regression.

In seinen Romanen, wie „Der Scherz“ von 1965 (auch 1969 verfilmt) und „Das Leben ist anderswo“ (1969), beschreibt Kundera mit großer Empathie und aus Sicht des Einzelnen, wie das die Hoffnungen des Individuum von einem totalitären Regime zerstört wird, das keinerlei Form von Individualität zulassen kann. Seine Romane nutzen Mittel avantgardistischer Literaturexperimente ebenso wie sie als philosophische (Alltags-)Betrachtungen verstanden werden können.

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