Funk Brothers – Hamburg, CCH

Die letzten Funk Brothers, Schöpfendes Motown-Sounds, spielten die legendären Hits

Da waren’s nur noch sechs. Drummer Richard „Pistol“ Allen und Keyboarder Johnny Griffith hatten ihn nicht mehr geschafft, den Sprung von der Leinwand („Standing In The Shadows Of Motown“) auf die Tour-Bühne, den Sprung in die blauen Anzüge, welche die echten Funk Brothers von den assoziierten Hilfskräften nur optisch trennten. Aber wie sagte Jack Ashford so schön? (Er ist der Hüne, der immer noch dieses unsterbliche Tambourin schlägt, der Mann, der als Einziger stand von den glorreichen Sechs, um charmant nicht alt genug sind, um sanft „Weißt du noch?“ ins Ohr nebenan flüstern zu können. Wie etwa die Mods mit den Tamla-Motown-Badges, die sich herrlich echauffierten, als Lokalmatador Stefan Gwildis den Temps-Klassiker mit der berühmten Bassline zur Stasi-Nummer „Papa will hier nich mehr wohn“ umdeutete.

Für Isaac Hayes, dessen kurzfristige Absage zu unschön für ein offizielles Statement war, rückte Billy Preston nach. Steve Winwood blieb mit „How Sweet It Is To Be Loved By You“, „Shotgun“ und im Finale – „What’s Goin‘ On“ das, was er immer sein wird: der unbedarfte blue-eyedsoul boy mit der Stimme eines hell Entflammten und dem Charisma eines schüchternen Konfirmanden. Den Rest besorgten Carla Benson und John Ingram, bühnenerprobte Phillysoul-Leihgaben, die aus der zweiten Reihe des Films souverän den MC zu geben.) Ashford sagte also beinahe am Schluss der weit über zwei Stunden, als er der Verstorbenen gedachte: „So lange irgendwo auf der Welt auch nur ein Funk Brother auf der Bühne steht, werden die anderen im Geiste bei ihm sein.“

Nicht nur im Geiste wird der letzte lebende Funk Brother wohl auch ein Publikum vorfinden wie jenes im gut gefüllten CCH-Saal. Menschen, die sich wohlige Nostalgie-Schauer versprechen, aber auch viele, die noch ganz nach vorn an die Rampe rückten. Motown hat seine Performer, ja gar seine Songs längst transzendiert, ist Klang geworden, Geste und Sound dieser alten Männer, die nun doch noch aus dem Schatten von Berry Gordy treten konnten.

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