Gerechtere Verteilung von Streaming-Einnahmen: Nile Rodgers mischt die Politik auf

Musikgeschäft im Parlament. Wie das Geld aus dem Streaming-Boom fairer verteilt werden soll

„Money´s Too Tight (To Mention)“ erkannte Mick Hucknall von Simply Red bereits Mitte der Achtziger. 35 Jahre später wird das Thema „Reden über Geld“ im Musikgeschäft ganz offen angegangen. In einem großen Ausschuss zur Verteilung der Erlöse aus dem boomenden Streaming-Geschäft hat das DCMS-Komitee der britischen Regierung dutzende Akteure befragt; Künstler wie Label- oder Plattformbetreiber. Jetzt liegt eine umfangreiche Studie vor, die auch Zahlen der UK-Marktanteile nennt: Spotify hat 44 Prozent, dann Apple Music und Amazon mit je 25 Prozent der kostenpflichtigen Musikabonnements.

In der Untersuchung ist von „erbärmlichen Renditen“ für Musiker und Songwriter die Rede. Das gesamte Modell brauche einen Neustart. Laut der Initiative „Broken Record“ erhalten Künstler/innen rund 16% der Streaming-Einnahmen, während Plattenfirmen etwa 41% und Streaming-Dienste 29% einnehmen. Die UK-Musikergewerkschaft nennt das „kläglich unzureichend“.

„Da lohnt es sich nicht einmal, das Meldeformular auszudrucken“

Mehrere Anhörungen mit Nile Rodgers von Chic, Guy Garvey von Elbow, Ed O’Brien von Radiohead oder Sängerin Nadine Shah legten dieses Missverhältnis in der Verteilung deutlich. Electro-Veteran Gary Numan erklärte gegenüber Sky News gar, er habe nur 37 Pfund für einen Song bekommen, der mehr als eine Million Mal gestreamt worden ist. „Da lohnt es sich nicht einmal, das Meldeformular auszudrucken.“

Bereits im Vorfeld hatten Stars wie Noel Gallagher oder Robert Plant die Regierung von Boris Johnson aufgefordert, das Gesetz zu den Streaming-Rechten zu aktualisieren. Auch in Deutschland ist das Thema ein heißes Eisen. Bereits vor Jahresfrist hatten über ein Dutzend Manager von Rammstein bis Helene Fischer einen Brandbrief an die großen Musiklabels gesendet. Die Entwicklungen in Großbritannien werden also auch hierzulande die Debatten befeuern.

Nach den Empfehlungen der UK-Anhörung sollen die Musiker und Musikerinnen vor allem bei der Kontrolle ihrer Rechte besser gestellt werden. Gegenüber Plattformen wie YouTube, die für ihre niedrigen Abrechnungssätze bekannt sind, sollen zudem „rechtlich durchsetzbare Verpflichtungen“ eingeführt werden, um die Erlöse zu „normalisieren“. Dazu werden transparentere Informationen von Verlagen und Verwertungsgesellschaften verlangt. Während seiner Beweisaufnahme im Dezember beschrieb Chic-Frontmann Nile Rodgers das derzeitige System als schlicht „unfair“ und konstatierte, Künstler würden über den Wert ihrer Musik komplett im Dunklen gelassen.

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