Gerüchte besagten, die Elektro-Pioniere SUICIDE seien noch aktiv. Das stimmt übrigens tatsächlich

Wieviel Wut noch in dieser Stimme steckt, wenn sie zu Singen beginnt, obwohl sie im Gespräch ziemlich vernuschelt klingt Wieviel Energie der dazugehörige Körper noch erzeugen kann, wenn man ihn auf eine Bühne stellt, obwohl er sich eher müde durch das tägliche Leben schleppt Am Ende scheint die Welt diesen Typen vielleicht doch noch zu brauchen: Alan Vega ist zurück, und mit ihm Martin Rev. Zehn Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Keine Zeit für Suicide.

Die existierten in den letzten 30 Jahren ohnehin immer eher als Gerücht: Anfang der 70er als Performance-Duo gegründet, verstörten Rev und Vega jahrelang die Kunstszene New Yorks und wurden erst mit zwei selbstbetitelten Alben (1977 und 1980) zur wirklichen Musikgruppe. Körperbetonte, minimal konstruierte, aber sehr wirkungsvoll vor sich hin bollernde elektronische Musik fand hier zu ihrer ersten wahren Radikalisierung. Nur alle paar Jahre tauchte das Duo wieder auf, auch weil der kommerzielle Erfolg stets überschaubar blieb.

Dann aber wurden auf „Blast First zuletzt die beiden frühen Alben wiederveröffentlicht und dort ist nun auch das neue Werk „American Supreme“ erschienen. Seither lässt sich wenigstens einigermaßen auf Faktenbasis über Suicide reden. Die neue Platte jedenfalls ist eine Sammlung furchterregender, einfach gebauter Track-Monster, über die Vegas Stimme in einem fort hinwegschwadroniert. Über den gesellschaftlichen und politischen Zu-

stand Amerikas vor allem, den der Sänger offenbar als nicht erbaulich empfindet. Genauer einkreisen lässt sich dies nicht, weil Vega erstens einen rätselhaften, assoziativen Textstil aus Bewusstseinsströmen pflegt und zweitens nicht über seine Texte reden mag. „Ich bin bloß ein Reporter“, sagt er, „ich habe keine Lösungen anzubieten, ich erzähle nur davon, wie ich die Welt sehe.“ Und die sieht halt nicht besonders gut aus durch Vegas ewige Sonnenbrillengläser. Häufig wisse er hinterher nicht mal selbst, wovon er in den Texten eigentlich rede. Sagt Alan Vega. Und schlurft erst mal auf Klo. Kaputt? Sicher. Wie die Welt

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