Jetzt im Stream: „Welcome 2 America“ von Prince

Hören Sie die bereits 2011 entstandene und nun posthum veröffentlichte neue LP von Prince.

In „Planet Earth“ spielte er für die Rettung unserer Welt ein reinigendes Wirbelsturm-Gitarrensolo, „Sign O’ The Times“ war seine Bitte, die Milliarden nicht für Weltraum-Expeditionen, sondern zur Armutsbekämpfung einzusetzen. Für seine bekanntesten politischen Arbeiten nutzte Prince einen Ausdruck größter Dringlichkeit.

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„Welcome 2 America“ ist anders. Es erinnert an den frühen „Controversy“-Prince von 1981, der mit Humor auf den drohenden Atomkrieg zwischen Amerika und der UdSSR antwortete. Hier hören wir jazziges Fingerschnipsen. Er singt wie ein zynischer Beobachter von der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich, der zunehmenden Macht von sozialen Medien sowie den Unruhen in der schwarzen Bevölkerung, die auch nach der Wahl Obamas nicht weniger wurden.

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Prince nahm das Album 2010 auf. Aber es könnte von 2021 sein. In den Zehnerjahren gründete Prince mit 3rdEyeGirl eine Rockband, aber seine Platten erinnerten fortan eher an klassischen Soul und R&B. Er war in seinen Fünfzigern, er hatte die Ruhe, und er dichtete Erinnerungsstücke – an sich selbst, aber auch an Vorbilder.

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Das erotische „When She Comes“, das er an den strengen Zeugen Jehovas vorbeischmuggelte, erinnert an den jungen Künstler, der er Ende der 70er-Jahre war, als er seine Stücke nicht nur am Klavier komponierte, sondern dabei auch gleich aufnahm. „Born 2 Die“ und „Running Game (Son Of A Slave Master)“ sind Würdigungen von Marvin Gaye und Curtis Mayfield, den zwei wachsamsten und gleich-zeitig groovigsten Kommentatoren ihrer Ära.

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Mit „Stand Up And B Strong“ traf er eine für einen Coversong ungewöhnliche Wahl. Das Lied – korrekt heißt es „Stand Up And Be Strong“ – stammt im Original von Soul Asylum und aus dem Jahr 2006. Einer Zeit, als die in Indie-Kreisen geschätzte Gruppe längst bedeutungslos war – ihr einziger Hit, „Runaway Train“, datiert von 1993.

Aber die Alternative-Rock-Band hat eine Gemeinsamkeit mit Prince: Sie stammt aus Minneapolis. Und wer dort, im kalten Norden Minnesotas, wohnen bleibt, der hält wohl zusammen.Das Album enthält außerdem Stücke wie „1.000 Light Years From Here“, die uns bekannt vorkommen, weil sie mit später veröffentlichten Liedern wie „Black Muse“ fusionierten. Und „When She Comes“ erschien in einer aufgepeppten Version auf „Hit N Run Phase Two“.

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Es gibt auch klassische Prince-Partykracher wie „Hot Summer“, in dem er singt: „See the people gathered all around/ Dancin’ to a futuristical sound/ Some of them are tea chers, some are clowns/ All deserve a hug and a pat.“ Prince hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Musik Grenzen überwinden, dass sie vereinigen kann.

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Titel wie „Running Game (Son Of A Slave Master)“ und „One Day We Will All B Free“ zeigen jedoch, dass auch Prince’ Sorgen bestehen blieben: Diskriminierung aufgrund von Herkunft und Hautfarbe sowie die Abhängigkeit des Künstlers von einem Konzern, von dem er sich ausgebeutet fühlt. Sie erinnern an die Jahre, in denen er seinen Namen gegen das unaussprechliche Love-Symbol-Zeichen eintauschte und sich aus Protest gegen die Plattenfirma das Wort „Slave“ auf die Wange schrieb.

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Zwölf Songs hat das Album, das er ohne Begründung unveröffentlicht ließ und zurück in seine Schatzkammer legte. Nachlassverwalter und Plattenfirma verzichten hier auf Bonus-Stücke, wie sie die letzten Wiederveröffentlichungen ergänzten. Es ist ja ein „neues“ Album. Vielleicht heben sie sich die für das zehnte Jubiläum auf.

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