Unsere 20 Lieblingsalben der 80er: Prince: „The Black Album“

Wo ist der Hass? Es ist ein Partyalbum, das die Dekadenz jenes Jahres parodiert, in dem „Wall Street“ in die Kinos kam.

PRINCE: „The Black Album“ (Warner, 1987/94)

Ein Superstar zieht ein Album sieben Tage vor der geplanten Veröffentlichung zurück. Andere Superstars der 80er-Jahre könnten das gar nicht, weil sie nicht genügend Songs aufnehmen, um eine ganze Platte wieder einzustampfen. Prince befand, dass dieses Werk, das noch im selben Jahr wie „Sign O’ The Times“ erscheinen sollte, zu „hasserfüllt“ sei. Einen Namen trägt es nicht, es wird „Black Album“ genannt, weil das Cover schwarz ist und lediglich Songtitel-Informationen liefert. Aber wo ist der Hass? Es ist ein Partyalbum, das die Dekadenz jenes Jahres parodiert, in dem „Wall Street“ in die Kinos kam. Prince macht sich über steinreiche Popstar-Manager („Bob George“) lustig, aber auch über sich selbst („This is Prince, the cool of cools“), was andere Ikonen des Achtziger-Pop – Michael Jackson, Madonna – nicht taten. Er lechzt 6:14 Minuten nach Cindy Crawford alias „Cindy C.“, rechtzeitig zum Beginn der „Ära der Supermodels“. „2 Nigs United 4 West Compton“ heißt nur deshalb so, weil seine Schlagzeugerin Sheila E. ihm den denkbar dämlichsten Titel zurief. Vielleicht hatte er schon genug von dieser Dekade, in der ihm alle zujubelten, er aber nicht immer verstanden wurde.

Die wenigen in Umlauf gekommenen LPs werden heute zu Höchstpreisen gehandelt – auf Discogs steht das „Black Album“ mit 27.500 Dollar auf Platz 2 der „100 Most Expensive Records Ever Sold on Discogs“-Liste. Eine schöne Ironie: Das Prince-Werk, das am unauffälligsten aussah, das keinen Namen hatte, ist nun sein wertvollstes.

Ich besitze auch eines. Per Anzeige in einer „Musikexpress“-Ausgabe von 1988 wurde es zum Verkauf angeboten – nachgespielt von einer No-Name-Truppe, von der ich mir als 13-Jähriger vorstellte, das wären in Frankfurt stationierte G.I.s, die nach Dienstschluss Funk machen. Wie ich später erst, als ich ein Bootleg des Originals erwarb, feststellte, war dieses unfreiwillig lustige Coveralbum eine werkgetreue Interpretation. Der CD war ein „I own the Black Album!“–Sticker beigefügt. Ich klebte ihn auf meine Jacke, damit jeder davon erfuhr.

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