Joe Grusheky – Hamburg, Logo

Als der „Boss“ seine Gemeinde kürzlich zur Talking-Blues-Messe rief, monierten unkundige Nörgler, er „rocke“ diesmal ja gar nicht. Drei Wochen später, nur drei Steinwürfe entfernt, holte sein Alter ego genau dies nach. Und merkwürdig: Gerade die persönliche Nähe zum prominenten Mentor erspart dem Mann aus Pittsburgh den Vorwurf billigen Epigonentums. Beide haben sich ihr Land angeschaut und sind zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

Das war schon damals so, als sich das Iron City Houserockers-Album „Hare A Good Time (But Got Out Alive)“ wie ein Postscriptum zu „Darkness On The Edge Of Town“ las. Das ist heute im Prinzip immer noch genauso. Nur: Wo Springsteen derzeit ebenso konsequent wie unsentimental Trauerarbeit leistet, will sich Grushecky das süße Versprechen einer Samstagnacht (noch) längst nicht versagen. Wüßte er nicht um deren Erfordernisse, wäre er wohl kaum zum Bar-Rock-King gekrönt worden.

Publikumswirksam plaziert Grushecky Showstopper aus Soul- und Boogxe-Seligkeit zwischen die alarmierenden Nachrichten aus „American Babylon“, die er entschlossen, aber nicht grimmig serviert. Allerdings: Auch Könige bleiben oft genug allein am Tresen der „Junior’s Bar“, weshalb der bärtige Hüne den Kater am Sonntagmorgen stets mitdenkt. Und in seinen besten Songs dem Familien-Drama „Only Lovers Left Alive“ oder „Dark And Bloody Ground“ – bricht sich ein lakonischer Realismus in der unbeugsamen wall of sound einer straff organisierten Fünf-Mann-Band, die auch ohne den alten Zusatz „Iron“ stoisch das Eisen schmiedet.

Ein uneitles Arbeitsethos manifestiert sich in dieser Musik. Zweimal übrigens erwähnt Joe Grushecky auch „Bruce Springsteen, my good friend“. Aber wirklich vermißt hat den wohl heute abend keiner so richtig.

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