Keiner will der AfD Musik für Wahl-Spots zur Verfügung stellen

In einer Wahlwerbung der Berliner AfD stellt die Partei einen Slogan voran, der an ihrem Demokratieverständnis stark zweifeln lässt.

Seit der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern haben selbst politisch nicht sonderlich interessierte Menschen verstanden, dass die Alternative für Deutschland, die in dem Bundesland 20,8 Prozent der Wählerstimmen erhalten konnte, auf dem Vormarsch und im Zentrum der bundesdeutschen Politik angekommen ist.

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Die Partei hat allerdings ein Problem, das zuletzt auch schon Donald Trump, der republikanische Kandidat für die Wahl zum US-Präsidenten, spüren musste: Kaum ein Musiker und schon gar kein Musikverlag hat Lust, Songs mit möglicherweise rechtspopulistischer Propaganda in Verbindung bringen zu lassen. Das ist für Wahlwerbung aber durchaus von Nachteil.

AfD kopiert Fielmann-Werbung

Die AfD in Berlin hat diesen Umstand, einfach kein passendes Lied abzubekommen, nun beleidigt in einem Wahl-Spot verewigt und eine Texttafel vor einen Clip vorangestellt, in dem es heißt: „Demokratie in Deutschland 2016: Wir werden gezwungen, diesen Wahlspot ohne Musik zu senden. Kein deutscher Verlag ist bereit, der AfD Musikrechte zu verkaufen. Aber wir bleiben: Unbequem. Echt. Mutig.“

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Was folgt, ist kaum der Rede wert, denn im Stummfilmmodus wird (natürlich möglichst jungen) AfD-Wählern attestiert, dass sie in den entscheidenden Fragen anders als der Rest der Bevölkerung den Durchblick hätten. Symbolisiert wird dies durch entsprechend blaue Kleidung und Sonnebrillen. Doch nicht nur die Form des Clips ist von der üblichen Fielmann-Werbung gestohlen. Auch die Musik, die zunächst in dem Clip verwendet wurde (ein Song der französischen Band Caravan Palace), wollte die Partei nicht lizensieren. Deshalb musste er gestrichen werden. Nun drohen juristische Konsequenzen.

Nachhilfe in Demokratie

Für die AfD anscheinend kein Problem, denn sie macht kurzerhand den Bock zum Gärtner und erklärt sich etwas windschief zum Demokratie-Opfer. Möglicherweise muss die Partei hier noch einmal etwas Nachhilfe nehmen. Allerdings lieber nicht von der Piraten-Partei, die im Zusammenhang mit Urheberrechten wohl ähnliche Vorstellungen hat, nun aber nach fünf Jahren eher unsichtbaren politischen Wirkens im Berliner Abgeordnetenhaus wohl kaum noch über die Fünf-Prozent-Hürde gelangen wird.

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