Kullik gets the Blues

Die Ruhrpott-Rootser Sons Of Jim Wayne machen Platten, damit der Wirt sie auftreten lässt

Bitte recht freundlich! Ein bisschen mehr Lächeln empfehlen die Sons Of Jim Wayne für die Saison 2004. Stefan Kullik und Bernd Uebelhöde selbst haben allen Grund dazu. Ihr Low-Low-Budget Video zu „Postcard From Hell“, das sie auf dem Gut eines Freundes zwischen vielen Ruhrpott-Kanälen im Schnee zeigt, lief immerhin auf Viva. Dazu konnte das Roots-Duo aus Waltrop mit „Best Make Up Is A Smile“, dem zweiten Album, zum ersten Mal am Stück über drei Wochen lang in den ganzen Läden zwischen Dortmund, Freiburg, Leipzig und Osnabrück spielen, die sie nach dem ersten Gastspiel immer wieder einladen, wie Kullik stolz berichtet.

Klar, dass dafür der halbe Jahresurlaub draufging. Kullik ist hauptberuflich „Promofuzzi“, Kumpel Uebelhöde macht als Stahlbauschlosser seriös in Old School. „Wir wissen ja, dass wir davon nicht leben können, bei den Verkäufen“, sagt Kullik. „Wir wollen einfach Platten rausbringen, rumfahren, spielen. Eigentlich machen wir die Platten nur, um live spielen zu können, denn ohne Platte krisste keine Shows.“

Für ein bloßes Mittel zum Zweck klingen die Alben aber zu gut. Da werden tolle Mikros geliehen und ein Techniker engagiert, der schon mit den Toten Hosen und Scorpions das Vergnügen hatte, wenn es am Wochenende „beim Bernd“ im Wohnzimmer locker zur Sache geht, mit Blick auf Bäume und zwitschernde Vögel. „Ich werd im Studio wahnsinnig!“, stöhnt Kullik. „Dat is überhaupt keine Situation für mich. Zu eng und auf Zeit.“ Nur zum Abmischen müssen sie sich dann doch auf „so’n muffiges Studio“ einlassen, was ja auch viel Geld kostet, das die beiden nicht haben. Und wenn doch mal, möchte sich Kullik „lieber mal ne neue Gitarre kaufen“.

Tja, und wenn ein ganz toller und superbegeisterter Produzent käme, der irgendwo die Sons Of Jim Wayne gehört hat und so toll fand, dass er die beiden zwei Wochen am Stück nach Irgendwo, Paradise einladen würde? Da muss er doch lachen, der Stefan. Dann sagt er: „Okay, da würd ich mich eventuell überreden lassen“, nicht ohne nach kurzer Pause anzufügen: „Zwei Wochen find ich aber schon wieder knapp. Wenn, dann zwei Monate. Damit man auch mal nach ’ner Woche Pause machen, sich hinsetzen und erst mal zwei, drei Tage grillen kann.“

An Stücken würde es nicht mangeln. 30 Songs standen nach gerade mal zwei Wochenend-Sessions für „Best Make Up Is A Smile“ zur Debatte. „Wenn wir zwei Wochen am Stück hätten, wüsste ich nicht, was da rauskommt“ Aber bitte nur außerhalb der Saison. Stefan Kullik ist seit 20 Jahren Dauerkarteninhaber auf Schalke. Da war das Lächeln oft genug nur Make-up. Oder nur der Auftakt für die Tränen eines Clowns.

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