Maos texanische Armee

Die Worte des großen Vorsitzenden haben At The Drive-In musikalische Energie umgesetzt - und damit sogar England im Sturm genommen

Mit dem vierten Album „Relationship Of Command“ scheint es ja nun doch noch mit dem lang ersehnten großen Durchbruch zu klappen.

Plötzlich spricht man vom multikulturellen Quintett At The Drive-ln aus El Paso/Texas, für dessen Live-Shows erst einmal neue Superlative erfunden werden müssen und dessen Studio-Arbeiten durch Intelligenz, rohe Emotionen und Vertracktheit begeistern. Für Schlagzeuger Tony, der in diesem Kollektiv aus zwei Mexikanern, einem Amerikaner, einem Puertoricaner und einem Libanesen (Tony höchstselbst), ebenso viel mitzureden hat wie etwa Sänger Cedric, sagt der Albumtitel „Relationship Of Command“ eine Menge über die Band-Philosophie aus: Ein Kapitel aus einem Mao Tse Tung-Buch nämlich gab dem Album seinen Namen. Dies Kapitel handelt davon, dass man nach einer geglückten Revolution nicht zu dem Popanz werden sollte, den man vorher vernichtet hat „Wenn wir als Band mal wirklich bekannt sein sollten“, behauptet Tony, „werden wir trotzdem so bleiben, wie wir immer waren und uns nicht nach dem richten, was gerade angesagt ist“

Der Mann hat gut reden: Gerade hat der „NME“ At The Drive-In zur besten neuen Rock-Band der Welt geadelt, und in der Tat scheint ihnen ein ähnliches Kunststück wie ihren Seelenverwandten Fugazi zu gelingen: es aus eigener Kraft ganz nach oben zu schaffen. Und das trotz des eher trostlosen Gründungsortes: In El Paso lebt man Tür an Tür mit der Dritten Welt. Null Unterstützung, keine wirklich existente Musikszene. Wenn man dann noch all die Probleme der Leute dort jeden Tag am eigenen Leib zu spüren bekommt, ist es kein Wunder, dass sich dies in Texten und Musik widerspiegelt und entlädt In der Tat: Wer sie mal live erlebt hat, weiß, warum ihre Konzerte nie länger als 45 Minuten dauern.

1994 gegründet, gingen ATD-I mit ihrer Debüt-EP „Hell Paso“ auf Tour durch den Lone Star State – Flop. Mit der zweiten EP „Alfaro Vive, Carajo“ wagten sie sich ein Jahr später unverzagt an die West Coast und landeten irgendwann in L A., wo sie vor neun (!) Leuten auftraten. Doch die traten eine Lawine los: ATD-I kriegten einen richtigen Plattenvertrag und spielten fortan vor einer stetig wachsenden Schar von Gläubigen. Der prominenteste: Iggy Pop, der mit der Band jetzt eine Duett-Single aufgenommen hat.

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