Otto Waalkes: Stellungnahme zu den Warnhinweisen des WDR

Ostfriesenkomiker nimmt Stellung zu seinem Humor, der heute in öffentlich-rechtlichen Redaktionen als gefährlich gilt

Zum Kinostart des Filmes „Der Grinch“ sagte Otto Waalkes (75) Ende 2018 in einem Interview zu seinem ganz speziellen Brachial-Humor, der einst im Fahrwasser der 68er-Bewegung entstanden ist:

„Nun wurde der gepflegte Nonsens salonfähig. Es ging um überraschende Binnenscherze, reiche Reime, Stilparodien, Tonfälle – die Schlusspointe wurde manchmal verweigert. Das war neu und ungewöhnlich.“

Und weiter: „Für Deutschland habe ich das im Zusammenspiel mit drei Autoren der Neuen Frankfurter Schule entwickelt, wir haben zusammen Showprogramme und Drehbücher geschrieben. (…) Mein Part war es, diese elitären Sachen allgemeinverständlich zu machen. Das war manchmal gar nicht so einfach, hat aber meist geklappt.

Auch der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in Köln war im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge der Studentenbewegung einmal ein Hort progressiver Show-Programme. Sendungen wie „Klimbim“ (Regie: Michael Pfleghar) mit dem einstigen Sex-Sternchen Ingrid Steeger („Schulmädchnereport“). Der Ur-Sitcom „Ein Herz und eine Seele“ (mit „Ekel Alfred“) oder das Popformat „Bananas“ standen für eine gewisse Durchgeknalltheit im Öffentlichen Rechtlichen Fernsehen.

Inzwischen ist dem WDR die eigene und die Tradition auch der anderen Sendeanstalten wie NDR oder Radio Bremen offenbar peinlich.

Bekanntlich hat der Sender die Ausgaben der „Otto-Show“ aus 1973 und 1974 in der digitalen Ausspielung in der Mediathek mit „Warnhinweisen“ versehen.

Dort ist zu lesen: „Das folgende Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden.“

Die „Bild“ fragte an, welche Passagen genau gemeint sind, bekam jedoch keine Antwort. Also wurde spekuliert, dass es sich um Ottos „altes chinesisches Liebeslied“ dreht.

Darin heißt ein (alberne) Pointe: „Das Stück heißt Ping-Pong. Die Frau verkörpert das kosmische Prinzip des Ping, während ihr der Mann dabei an den Pong fasst.“

Ein typischer Witz der Otto-Schule, über die einst nicht nur auf den Schulhöfen der alten Bundesrepublik gelacht wurde. Der WDR hält diesen Humor mittlerweile für gefährlich.

Dazu Otto Waalkes nach Anfrage: „Das ist nun ein halbes Jahrhundert her. Die Moralvorstellungen haben sich seit 1970 gewandelt, jede Zeit hat ihre eigenen Tabus. Komik hat ja immer etwas Anstößiges, weil sie alltägliche Regeln verletzt. Ich war damals Student und habe Scherze gemacht, von denen sich vor allem Autoritäten verletzt fühlten.“

En Wandel der Zeiten und Geschmacksempfindungen kommentiert der ewige Ostfriese so: „Andere Leute haben gelacht, ungefähr 30 oder 40 Millionen Zuschauer. Vor Komik kann also gar nicht genug gewarnt werden. Vor allem die ‚Otto-Show‘ kann bei Konsumenten zu unkontrollierbaren Heiterkeitsausbrüchen und Lachmuskelkater führen.“

Sein ostfriesisches Fazit: „Als ob es keine anderen Probleme gäbe als alte Otto-Scherze.“

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