Portishead: Freude am Spielen

Portishead-Gründer Geoff Barrow plant mit Beak einen Gegenentwurf.

Ein pulsierender Bassrhythmus und ein monotoner Schlagzeugbeat verweben sich, plötzlich irrlichtern Orgelkaskaden über dem hypnotischen Groove, und dicht dahinter türmt Geoff Barrow sein sphärisches Geheul auf. Im nächsten Augenblick mutiert „Backwell“, das bedrohliche Anfangsstück von Beaks Debütalbum, in ein treibendes, hochenergetisches Vehikel, das sich der Portishead-Gründer Barrow und seine Mitstreiter, der Bassist Billy Füller und Keyboarder Matt Williams, für ihre Reise durch Zeit und Raum, durch Progressive Rock, Doom und Krautrock konstruierten. „Wir sind alle drei Teil von Invada“, erklärt Barrow, dem Label, das er seit einigen Jahren betreibt und das experimentellen Bands wie Fuzz against Junk, Atavist oder Crippled Black Phoenix eine Heimat bietet.

„An Neujahr trifft sich unser Netzwerk zum Label-Jam, wir nennen es den ,Invada Acid Test`. Da ist alles sehr unorganisiert, überall stehen Instrumente und Eflfektgeräte herum, und jeder spielt, was er will“, erzählt er. Am Neujahrstag 2007 spielten so Billy, Matt und Geoff erstmals zusammen. Es hat gut funktioniert, man wollte es fortsetzen, dennoch sollten zwei Jahre vergehen, bis sich die Idee zu Beak materialisierte. In der Zwischenzeit erschien Portisheads viel gerühmtes Album „Third“, und Barrow produzierte u.a. „Primary Colours“, das neue Album der Horrors.

Im Januar dieses Jahres fanden die drei Musiker aus Bristol endlich wieder zusammen. „Wir trafen uns im Studio und haben – ohne viel abzusprechen die Instrumente aufgebaut und losgespielt. Was man nun auf der Platte hört, ist exakt das, was bei dieser zwölftägigen Session entstand“, sagt Matt Williams. Die Spontaneität, das Vertrauen auf die eigene Intuition und die Freude am Improvisieren haben Beak verinnerlicht und zum Konzept erklärt.

Barrows, der für seinen Perfektionismus und seine zeitintensive Arbeitsweise bei Portishead bekannt ist, wählte für Beak bewusst einen komplett anderen Weg. Er mischt die psychedelischen, oftmals weit ausufernden Tracks in Echtzeit ab, gleich während der Aufnahmen; er bewahrt die unperfekten Stellen und Fehler und konzentriert sich auf den Moment ihrer Entstehung und weniger auf übergeordnete Konzepte. „Wir haben keine Illusion darüber, dass meine Verbindung zu Portishead Beak zu einem kommerziellem Erfolg verhelfen könnte“, gibt Barrow unumwunden zu.

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