3,0 Blue Rodeo – Palace Of Gold :: WEA

Greatest-Hits-Alben weisen selten den Weg in die Zukunft, machen nur Kasse mit der Vergangenheit, darüber können die inzwischen obligatorischen zwei neuen Tracks nicht hinwegtäuschen. Blue Rodeo können mit ihrer 2001 veröffentlichten Retrospektive schon beanspruchen, zumindest Fingerzeige in Richtung einer behutsamen Sound-Renovierung gegeben zu haben. Doch zunächst wollen die Kanadier wohl ihre Stammkundschaft nicht vor den Kopfstoßen.

So beginnt das neunte, in Toronto selbstproduzierte Studioalbum mit dem Titelsong und – eingeschränkt – „Holding On“ geradewegs so, als hätte Jim Cuddy nie seine Stax-Bücher verschlungen, als wären die Grateful Dead ewig „Workingman’s Dead“ geblieben. Erst „Homeward Bound Angel“ sorgt für Bewegung im vertrauten Country-Pop-Kosmos, setzt Bob Egans Pedal-Steel-Routine ein doch etwas bemühtes Finale mit Bläsern, Streichern, Ybcal-Ekstase entgegen. Besser, weil lässiger verarbeiten sie ihr frisch entdecktes Faible nur zwei Songs später. Da leuchtet ein „Comet“ als helle Reminiszenz an jene Zeiten, da der Soul das Fliegen lernte, hinauf zu Wolken aus Psychedelia, zur fünften Dimension.

Die Bodenhaftung verliert das Sextett darüber nicht gleich. Wobei dem strammen R&B von „Walk Like You Don’t Mind“ und der aufgedrehten Durchhalteparole „Clearer View“ aber schon mal schwärmerischer Sixties-Pop hübsch in die Quere kommen kann: „What A Surprise“, in der Tat Im übrigen hat die meist dezente Einbindung von vier „Bushwacked Horns“ (die heißen wirklich so) und zehn „Planet Soul Strings“ die bewährte Rollenverteilung der Songwriter Jim Cuddy und Greg Keelor nicht berührt. Zwar zeichnen sie weiter gemeinsam verantwortlich. Aber Cuddy bleibt der Erzähler, der etwa das bittere „Love Never Lies“ ganz auf klassische Country-Dialektik baut und singt. Keelor hingegen versteht sich besser auf impressionistische Miniaturen wie „Stage Door“ und „Glad To Be Alive“.

Am Ende -14 Songs später sind Blue Rodeo allen Bläsern, Streichern und neuen (Soul-) Horizonten zum Trotz doch wieder am Anfang angekommen. „Tell Me Baby, How Do I Get Back to You?“, will Greg Keelor noch ziemlich gebrochen wissen. Da hilft manchmal auch die schönste Steel-Gitarre nicht weiter – außer zum um die Wette weinen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates