Adam Green :: Sixes & Sevens
Nummern-Revue: sehr gutes Entertainment, mehr leider nicht
Wie konnte das passieren? Vor vier Jahren hatte Adam Green noch die Platte des Jahres, heute interessiert er uns nicht mehr — ein beispielloser Abstieg, aber wer hat Schuld? Wir, die immer etwas Neues wollen? Oder er selbst, der kleine New Yorker Jude, der plötzlich bei Kindern und Narren so gut ankam?
Die neue, fünfte Platte gibt die Antwort: Auf Dauer ist Green ein sehr guter Entertainer, mehr nicht. Vom Anti-Folk zum volkstümlichen Schlager, und das hat nichts damit zu tun, dass ihm irgendwer den Sarah-Kuttner-Rummel missgönnen würde oder seine Witze infantil fände. Im Gegenteil, auf „Sixes & Sevens“ reduziert er Vagina-Zoten und sonstige Clownereien, für die er berüchtigt war, praktisch auf Null. Green hat sich die abwechslungsreiche, ungetrübt genießbare Musik zur persönlichen Industrie gemacht, führt hier eine 20-tetlige Nummern-Revue auf, macht alles durch, Autoradio-Rock, Philly-Pop, Crooner-Balladen, sogar einem Sirtaki-Schunkler inklusive künstlicher Panflöte.
In vielen Einzelteilen – „Tropical Island“ oder „Rieh Kids“ trifft man hier sogar wieder den unhektischen, großartig singenden Adam Green, der vor vier Jahren eine so schöne Überraschung war. Am Schluss, nach viel zu vielen Stücken, bleibt aber der leicht seifige Geschmack von Gefallsucht und professionellem Schneiderhandwerk. Als ob Green die längst zugerittene Idee im Kreis führt und nicht mehr weiß, dass er mal gefährlich war. Ausnahme: „Drowning Head First“ erinnert an fast vergessene Zeiten, in denen er bei den Moldy Peaches sang, mit Kimya Dawson. Die im Moment mit der Filmmusik zu Juno“ ausgerechnet den Amerika-Erfolg genießt, den Adam Green vielleicht nie haben wird.