Albert Hammond Jr. – ¿Como Te Llama? :: Unfertiger, ideenarmer Indie-Rock des Strokes-Gitarristen

Langsam verlieren wir die Geduld. Als Strokes-Gitarrist Albert Hammond Jr. vor zwei Jahren auf „Tours To Keep“ einen Ausflug in den Indie-Pop machte, freuten wir uns noch über die Abwechslung und darüber, dass die Platte die Wartezeit aufs nächste Album der Strokes verkürzte. Während diese aber weiterhin nicht am Nachfolger von „First Impresstons Of Earth“ basteln, haut Hammond nun mit „¿Como Te Llama?“ schon seine nächste Soloplatte raus. Vertrösten kann er uns damit aber nicht mehr: Hammond scheint auf dem Debüt bereits alle seine Ideen verbraucht zu haben und enttäuscht nun mit zu vielen unfertigen Songs.

Aus dem Stakkato-Riff, der sich durch „In My Room“ schaufelt, hätte was werden können, wenn Hammond den Song zu Ende gedacht hätte. Doch lieber kleistert er die Nummer mit Indie-Rock-Pathos zu. Ob im von einem Drurnloop angetriebenen „USA“ oder dem über einem Basslauf tanzenden „Victory In Monterey“ — spätestens nach dem ersten Refrain geht den Songs die Puste aus. Selbst die besseren Stücke der Platte wirken holprig und ungelenk. Der New-Wave-Reggae „Borrowed Time“ verstolpert sich bei den Rhythmuswechseln genauso wie der Opener „Bargain Of The Century“, den er sich irgendwo bei Velvet Underground und dem frühen David Bowie zusammengeklaut hat. Nur im charmanten Walzer „You Won’t Get Fooled By This“, bei dem sich Hammond zusammen mit einem Streichquartett im Licht der Discokugel im Kreis dreht, läuft auch musikalisch alles rund.

Es ist schlimm, mit wie wenigen Ideen Albert Hammond Jr. glaubt, auf dem Album auskommen zu können. „The Boss Americana“ hat nicht mehr als ein wuchtiges Riff zu bieten, „Rocket“ ist eine Endlosschleife schlichter Harmonien, „G Up“ versucht sich mit überdrehtem Trini-Lopez-Geklimper ins Finale zu retten. Das melancholische Instrumental „Spooky Couch“ (mit Sean Lennon am Piano) zerdehnt zwei Einfälle auf endlose sieben Minuten. Vielleicht hätte Albert Hammond Jr. doch jemand fragen soll, der sich mit so etwas auskennt. Vielleicht hätte Julian Casablancas, der inzwischen offener für die Songvorschläge seiner Bandmitglieder sein soll, aus der einen oder anderen Skizze seines Gitarristen richtige Lieder gemacht. „¿Como Te Llama?“ taugt so jedenfalls beim Warten aufs nächste Strokes-Album nicht mal als Pausenunterhaltung.

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