Alfie – A Word In Your Ear: Endlich das reguläre Debüt-Album der verschluften Kammerpop-Band :: PIAS

So frisch. Das sind die heiteren Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande, wenn sich die Morgensonne in den Tautropfen bricht. Hier schmeckt es nach saftigem Gras, durch das die Melodien ins Freie hinaus ziehen, federnd, flott und sommersprossig, und dabei geistesgegenwärtig genug an den Picknickkörben vorbeitaumeln, die sich bereits die Familie aus der Margarine-Werbung da draußen abgestellt hat. Mit kleinen Abstürzen in ein Sirenenquengeln. Ohne dass deswegen die Milch sauer würde, die in dieser Gegend sowieso von glücklichen Kühen kommt. Sogar arglos lila dürfen die bei Alfie angestrichen sein.

Für ihr Debütalbum „A Word In Your Ear“ (nach dem EP-Sampler „If You Happy With You Need Do Nothing“) haben Alfie das gesammelte Werbegebrüll der insularen Musikpresse vom Leisen als dem neuen Lauten im Rücken. Die Beschwörung des „New Acoustic Movement“. Aber die üblicherweise herausgezogenen Nick Drake oder Tim Buckley darf man getrost im Plattenschrank stehen lassen und vielleicht ersatzweise einen Syd Barrett vorschlagen, der Ferien auf Saltkrokan macht. Eine psychedelisch durchflirrte Folk-Herrlichkeit, sacht Country-gesprenkelt, mit gemütlich blinzelnden Sonntagnachmittags-Schleichern, die träge zum Himmel hochschauen.

Denn die Lieder von Alfie öffnen sich schon in die Weite, strecken sich in den Arrangements mit lässig hingeworfenen Andeutungen, wenn Bläser und Streicher zwei, drei Takte lang mit filmmusikalischen Tricks eine schwelgerische Pracht skizzieren, die nicht sofort ins Cinemascope-Format ausgewalzt wird. Weil solch eine schwere Wucht nur auf die zarten Songstrukturen herunterbrechen könnte. Sie erdrückte.

So aber bleibt’s transparent. Lichte Farben. Die Lieder gaukelnde Schmetterlinge, neugierig durch die Sommerfrische flatternd. Ein bisschen Vaudeville. Kurz marschiert eine Dixie-Kapelle vorbei. Freundlich versponnene Ansichten eines musikalischen Freundeskreis, der zu anderen Zeiten bestimmt eine Jug-Band gegründet hätte. Deswegen sei in Gottes Namen halt noch mal ein historischer Pflock in diese Gegenwart gerammt, an dem man Alfie anbinden könnte: Für den Lovin‘ Spoonful-Gedächtnispreis sollte es allemal reichen. Und den gönnt man wirklich nur denen, die sicher genug auf eigenen, nicht den nachmacherischen Beinen stehen.

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