Andrew Pekler – Nocturnes, False Dawns & Breakdowns

Sind eben auch Testplatten, solche Alben wie das von Andrew Pekler, um damit Fragen von fast philosophischer Reichweite zu stellen, nach der Identität, ob es ist, was es ist. Ob es also, musikwissenschaftlich betrachtet, etwa schon wieder Jazz ergibt, wenn wie hier Jazz-Samples von Vibrafon, Keyboards, einem mächtig nach vorn geholten Schlagzeug und ein paar Bläsertupfer in einem Clicks & Cuts-Verfahren zur neuen Summe addiert werden. Dazu kann man gleich noch musikersoziologisch fragen, wieso so viele stramme Rocker jetzt am Computer allein ihre Bastelarbeit machen wollen – wie eben der mittlerweile in Berlin lebende Kalifornier Pekler, der einst mit Mucus 2 deftig die Garage rockte und mit „Nocturnes, False Dawns & Breakdowns“ ein elektronisches Kabinettstückchen vorgelegt hat, dem man auch durchaus den Gefallen tun darf, es sich mal unvoreingenommen ohne obigen Gedankenballast anzuhorchen.

Eine elektronisch heruntergedimmte Round-Midnight-Stimmung ist hier zu finden – wenn die Musiker längst nach Hause gegangen sind und nur einer noch wie aus der Erinnerung Chorusse und Melodiefetzen memoriert. Im Gestus zurückhaltend, und gerade darin tricky, sind sie ineinander geschoben, aufgesplittet, geloopt, zerstaucht und wie man das alles in der Elektronikszene eben mit dem Sample-Material so macht.

Sogar von der im Info beschworenen Nähe zu Miles Davis (dem aus den Cool-Jazz-Tagen genauso wie dem Fusion-Zampano) ist zu hören. Nur ein wenig gefiltert. Wie wenn man durch die Wand beim Nachbarn eine Platte mithören darf. Aber solche Distanzen gehören wohl mit zum Kalkül, wenn Musik erst zu Material zerfällt, um daraus wieder eine Musik zu konstruieren. Die Nachtstücke von Andrew Pekler sind allemal interessant organisierte Versatzstücke. Als Reflexion über den Jazz vielleicht noch zu wenig konturiert. Eine Arbeit mit Jazz. Für die wirkliche Sache aber ist mir das dann doch zu wenig an Zwiesprache: Rede, Gegenrede, Interaktion. All das, was aus Jazz mehr macht als ein solipsistisches Vergnügen.

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