Bert Jansch – Bert Jansch/It Don t Bother Me

Man tritt Bob Dylan nicht zu nahe, wenn man behauptet, dass das Debütalbum von Bert Jansch das vergleichsweise entschieden komplettere und originellere Blues/Folk-Meisterwerk war. Vom jungen Paul Simon über Jimmy Page und Keith Richards bis zu Neil Young hat das nach deren Eingeständnis eine ganze Generation von Gitarristen so nachhaltig beeinflusst, dass Jansch auch dann zur Kultfigur geworden wäre, wenn er nie wieder solo oder mit Pentangle eine Platte aufgenommen hätte. Fast so abgeklärt und emotional profund wie die späten Vanguard-Aufnahmen eines Mississippi John Hurt, sind das Songs von zeitloser Schönheit die nie Patina ansetzten, weil sie keinem Zeitgeist verhaftet waren. Jahre voraus zumindest und allen Zeitgenossen überlegen – was ihm kommerziell nichts einbrachte.

Auch „Needle Of Death“ nicht, Jansens Anti-Drogen-Ballade, die gerade deswegen überzeugt, weil er seine Botschaft weder pathetisch noch weinerlich rüberbringt. Jetzt gekoppelt mit seinem zweiten Album (von dem zwei Songs weggelassen wurden, weil das Plättchen bei eh schon knapp 78 Minuten Spieldauer nicht mehr erlaubte), ist das essential listening für jedermann. Schade nur, dass man ein

paar Mängel des auf – ahem – semiprofessionellem Gerät im Haus eines Freundes aufgezeichneten Debüt nicht endlich mal sachverständig ausmerzte.

Bis auf eine Aufnahme mit Pentangle ist „Darling Stranger“ (Zomba, HHHH) eine recht gute Auswahl aus den knapp zwei Dutzend LPs seiner Solo-Jahre 1965 bis 2000. Dass der „October Song“ mit seiner herbstlich-wehmütigen Aura der letzte von 44 hier ist, hat seine Richtigkeit. Der erinnert noch einmal daran, dass dieser Folkie eigentlich nie eine Sturmund-Drang-Phase durchmachte. Aber auch zu Zeiten, als er seine berühmten Aufnahmen von „Blackwaterside“ oder „The First Time Ever I Saw Yout Face“ machte, niemals Traditionalist war.

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